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Hey, Big Spender!

Von Barbara Dürnberger

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Die Aktion "Licht ins Dunkel" feiert ihr 40-jähriges Bestehen.


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Ist da jemand? Selbstverständlich ist da jemand. Weihnachten ist schließlich die Zeit der Besinnlichkeit, die Zeit des Gebens, des Schenkens. Gerade deshalb laufen im Dezember bei den diversen karitativen Einrichtungen die Spendenhotlines auf Hochtouren. Eine äußerst prominente Einrichtung, weil auch stets prominent besetzt, ist die vom ORF ins Leben gerufene Aktion "Licht ins Dunkel". Dieses Jahr feiert sie ihr 40-jähriges Bestehen.

Ist es wirklich schon 40 Jahre her, seit der ORF in Österreich erstmals Licht ins Dunkel brachte? Es war im Jahr 1973, als der damalige ORF-Landesintendant für Niederösterreich, Kurt Bergmann, nach einem Besuch im Behindertendorf Sollenau die Aktion ins Leben rief. Ursprünglich als Radio-Format gedacht, wurde die Aktion erst 1978, vom 2012 verstorbenen Programmintendanten Ernst Wolfram Marboe, ins Fernsehen geholt. Traditionell wird die gespendete Summe am 24. Dezember am Ende der Live-Sendung bekanntgegeben. Und waren es vor 40 Jahren noch umgerechnet rund 2500 Euro an Spendengeldern, sind es im Geschäftsjahr 2011/2012 bereits stolze 11.219.464,17 Euro, die insgesamt 428 Projekten und 4527 Familien zugutekommen. Neben all den noblen Spenden steht dieses Jahr aber auch die Aktion selbst im Mittelpunkt. Denn wie es von ORF Seite heißt, sind "40 Jahre ‚Licht ins Dunkel‘ nicht nur Ansporn, wieder möglichst viele Spenden zu sammeln, sondern auch Anlass, einfach Danke zu sagen und sich an große Momente zurückzuerinnern".

Stöckl, Rapp und Haider

Also erinnern wir uns. Gemeinsam mit Peter Rapp, Barbara Stöckl und Alfons Haider um 20.15 Uhr in ORF 2 bei "40 Jahre Licht ins Dunkel - Ein Fest der Menschlichkeit" (Sa., 20.15 Uhr, ORF2). Während Stöckl im Studio mit weihnachtlichen Showacts aufwarten wird und neben den prominent besetzten Telefonen auch Gäste wie Paralympics-Teilnehmer Thomas Geierspichler, Günther Matzinger und Pepo Puch begrüßt, positioniert sich Alfons Haider beim Christkindlmarkt des Wiener Museumsquartiers, ebenfalls mit Prominenten im Schlepptau. "Licht ins Dunkel"-Experte Peter Rapp widmet sich den Highlights und berührenden Momenten aus den vergangenen Jahren. Auch bei ihm darf die Prominenz nicht fehlen. So werden unter anderem Nicholas Ofczarek, Ursula Strauss, Maria Happel, Cornelius Obonya und Wolfgang Böck ihre "Licht ins Dunkel"-Beispiele vortragen.

Spenden ist ja wirklich eine gute Sache, transparent muss es halt ablaufen. Bei "Licht ins Dunkel" kann sehr genau verfolgt werden, wofür die Spende eingesetzt wird. Mit einem Verwaltungsaufwand von rund zehn Prozent liegt der ORF im Mittelfeld.

Bei all dem Lob gibt es jedoch üblicherweise auch kritische Stimmen. Diese Form des Mitleids sei nicht das, was man sich als behinderter Mensch erwarte, sagte zum Beispiel 2007 der Behindertensprecher der ÖVP, Franz-Joseph Huainigg. Selbst seit seiner Kindheit behindert, kritisierte er in einem Kommentar die Art und Weise, mit der am Küniglberg jährlich versucht wird, Spenden zu lukrieren. Um jedes Jahr einen neuen Spendenrekord aufzustellen, würde tief in die Mitleidskiste gegriffen werden. "Arme behinderte, bedauernswerte Hascherln flimmern in die Wohnzimmer. Diese Bilder graben sich tief in unser Bewusstsein ein und prägen die Meinung, dass behinderte Menschen in erster Linie Almosenempfänger sind."

Vielleicht muss man diese Mitleidsschiene aber auch einfach in Kauf nehmen, um Spendengelder aufzutreiben. Wer weiß, wie es ohne das Mitleid, das völlig unvorbereitet inmitten der besinnlichen Vorweihnachtszeit an unser spendenfreudiges Herz appelliert, in der Bilanz aussehen würde.