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Nun ist die Debatte um einen möglichen neuen Standort des ORF in St. Marx (oder den Verbleib am Küniglberg) in der Tagespolitik angekommen. ÖVP-Generalsekretär Hannes Rauch kritisierte, dass die Übersiedelung nach St. Marx "rund 120 Millionen Euro mehr koste, als ursprünglich geplant". Das sei dem Steuerzahler nicht zumutbar. Damit ist die bisher sachlich verlaufene Debatte um den besseren Standort in den Niederungen der Tagespolitik angekommen. Denn: Was Rauch nicht sagt, ist, dass die 120 Millionen vom ORF über einen Zeitraum von 35 Jahren geschätzt wurden, was die Sache doch in einem anderen Licht erscheinen lässt. Zumal man ja nicht einfach alles so lassen kann, wie es ist, sondern den Küniglberg teuer sanieren muss. Und die Frage, ob dem ORF, der Jahreseinnahmen um die 900 Millionen Euro hat, nun pro Jahr 3,4 Millionen Euro für einen besseren (weil auf seine heutigen Bedürfnisse optimierten Standort) ausgibt oder nicht, ist natürlich nicht so griffig wie "120 Millionen Mehrkosten".
Sicher gibt es gute Argumente für einen Neubau und gute Argumente für einen Verbleib - aber das Thema eignet sich schlecht für schnelles Geld an der tagespolitischen Wechselkassa. Leider hat ORF-Chef Wrabetz selbst aufgrund seiner nicht erfolgten Festlegung auf eines der Szenarien die Türe dafür aufgestoßen.
Es wäre wünschenswert, wenn der ORF im Rahmen eines strukturierten Prozesses diese Entscheidung unbeeinflusst von Einflüsterungen treffen könnte. Eine Illusion? Möglich. Aber für den Fortbestand dieses Leitmediums sicher das Beste.