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Hier riecht’s so intelligent

Von Christina Böck

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Es gibt Dinge, die riechen weniger gut, und es gibt Dinge, die riechen besser. Flieder schlägt Fußschweiß, das ist mal eine recht eindeutige Angelegenheit. Es gibt aber auch Düfte für Spezialisten. Mancher mag den Geruch von frischem Benzin zum Beispiel. Andere füllen sich die Nüstern beglückt mit dem Duft eines fertiggebauten Billy-Regals. Relativ viele lassen sich vom Geruch eines neuen Buchs betören. Deswegen hat ein gewitzter Avantgarde-Parfumeur beschlossen, ein Duftwasser zu entwerfen, das genau danach riecht. Jener Geza Schön sagt Sätze wie: "Ich habe mich dazu entschlossen abstrakte Duftauras zu kreieren, die fast unsichtbar sind." Das ist also mal eine moderne Idee, sich den sprichwörtlichen Hauch von Intellektualität zu verleihen. Und man muss noch nicht einmal ein Buch dafür lesen. Außer vielleicht, und das könnte in Tagen wie diesen zur Hürde werden, ein Gedicht von Günter Grass. Er hat für das Projekt (bei dem auch der unvermeidliche Karl Lagerfeld die behandschuhten Finger im Spiel hat) harmlose Verse unter dem Titel "Duftmarken" beigesteuert. Dafür kriegt er nirgends Einreiseverbot.

Im Gefolge dieser Innovation mutet diese Meldung konsequent an: Ein Parfumproduzent will nun das Aroma eines frisch ausgepackten MacBook synthetisch herstellen. Einmal aufgetragen, dürfte die Eroberung eines Nerds kein Problem mehr sein. Auf die naheliegendste Damenduft-Idee ist bisher noch keiner gekommen. Der Geruch eines Neuwagens in Flakons abgefüllt - damit müssten einem die Männer eigentlich in Scharen nachlaufen.