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Nach einer Definition der OSZE sind High-tech-Unternehmen diejenigen, die mehr als 4% ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung investieren. Nun haben sich Firmen in Finnland darauf | spezialisiert, in einer Reihe von Branchen Hochtechnologie-Produkte herzustellen.
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Dazu gehören Hochgeschwindigkeits-Papiermaschinen und computergesteuerte Wald-Roboter genauso wie Eisbrecher, Mikroelektronik und Biotechnologie. Wie stark einzelne Unternehmen forschen und
entwickeln, zeigt sich an der großen Zahl der Patente, die alleine 1998 angemeldet wurden: Von Nokia 464, von Valmet (Maschinenbau) 226, von Sonera/Telekom Finnland 54, von UPM-Kymmene (Papier) 27,
von Kone (Aufzüge) 26, von Outukumpu (Edelstahl) 25 oder von Kemira Chemicals 12.
Hohe Exportquoten durch innovative Entwicklungen
Wenn einige finnische Unternehmen 80 und mehr Prozent ihrer gesamten Produktion exportieren, dann ist dies nur durch den beeindruckenden Einsatz der Hochtechnologie möglich, der in folgenden
Branchen hervorgehoben werden kann:
In der Papierindustrie hat heute eine voll automatisierte Maschine mit einer Jahresproduktion von 500.000 t eine tägliche Produktionskapazität, die noch vor einer Generation eine 150-Mann-
Fabrik im Jahr erreichte. Der Verbrauch von Holz wurde halbiert, die Faserzusammensetzung geändert und die Belastung der Umwelt auf ein Zehntel reduziert. Gleichzeitig wurden das Recycling und die
bessere Verwertung von Abfallprodukten dramatisch verbessert.
Umweltschonende, energiesparende Industrieanlagen
Wurden zunächst die in der Papierindustrie eingesetzten Maschinen technologisch so gebaut, daß sie international absolut wettbewerbsfähig wurden, so wurde heute Finnland insgesamt ein Land des
Maschinenbaus: Die finnischen Hochöfen gehören, was Technologie und Energieersparnis betrifft, zu den besten der Welt; die größten Ozeanschiffe werden von Kvärner Masa-Yards Dieselmaschinen getrieben
und der Maschinenbau in den verschiedensten Ländern greift auf finnische Laser-Techniken zurück.
Die Weltraumtechnik hat in Finnland eine lange Tradition: Vor 30 Jahren wurden hier die ersten Satellitenbilder-Empfangskameras gebaut, die auch auf den Markt kamen. Damit konnte die aktive Nutzung
von Satelliten für die Fernkartierung beginnen. Heute werden in Finnland Meßgeräte für Weltraumsonden entwickelt.
Technologie für den Weltraum und für die Erde
In dem 1995 gestarteten europäischen Satelliten zur Erforschung der Sonne SOHO befindet sich das in Finnland entwickelte Registriergerät ERNE. Finnland entwickelte auch Bauteile und Meßgeräte für
die Saturnsonde Cassini sowie eine unbemannte Sonde zur Erforschung der Marsoberfläche.
Neste Advanced Power Systems (NAPS) ist eines der führenden Unternehmen der Welt, das Entwicklungsarbeit zur Speicherung und Nutzung von Sonnenenergie leistet. Dieses finnische Unternehmen arbeitet
intensiv an der verstärkten Verwendung von Solarstrom als Energiequelle für die verschiedensten Anwendungsbereiche. Vor allem auch den Haushalten soll diese neue Energiequelle in den langen
finnischen Wintern zugute kommen.
Das Staatliche Forschungszentrum VTT setzt einen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Bio- und Lebensmitteltechnik. Durch gezielte Züchtung wurden neue Getreidesorten produziert. In der
Gärungsindustrie wurden etwa die für die Lagerung von Maische vorgesehenen Zeiten drastisch reduziert. Die praktischen Forschungsergebnisse von VTT erstrecken sich sowohl auf neue
Konservierungsverfahren wie auch auf die Verwendung von Enzymen in der Holzveredelungsindustrie. In Labors von VTT wurden auch Genverpflanzungen durchgeführt.
Öffentlicher und privater Sektor gemeinsam zum Erfolg
Insgesamt ist Finnland ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich ein Land durch eine klare Entscheidung der Regierung, Forschung und Entwicklung zu fördern, durch die Zusammenarbeit von
Wirtschaft und Forschung und durch mutige Unternehmensentscheidungen zu einem Hochtechnologieland entwickeln kann.
Ende der Serie
Wendelin Ettmayer ist der österreichische Botschafter in Finnland