Steirischer Leiterplattenhersteller steigt mit US-Partner in neues Geschäftsfeld ein.
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Wien. Der Leobner Leiterplattenhersteller AT&S steht vor dem Einstieg in eine für ihn neue Technologie. Dabei geht es um das Hochfahren einer Serienproduktion von mikroelektronischen Verbindungsteilen, sogenannten IC-Substraten, mit denen man Halbleiter auf Leiterplatten fixiert. "Eine ziemlich komplexe Sache", wie es bei AT&S heißt. Mitte 2016 will die steirische Hightech-Firma losstarten - in China, wo in den Aufbau eines Werks in Chongqing 350 Millionen Euro investiert werden.
Wie AT&S am Dienstag mitteilte, erfolgt der Einstieg in den acht Milliarden Dollar schweren Markt für IC-Substrate mit einem prominenten Partner, dem weltgrößten Halbleiterhersteller Intel. Zusammen mit dem US-Konzernriesen, der mit rund 105.000 Mitarbeitern gut 53 Milliarden Dollar umsetzt, will das börsennotierte Unternehmen in eine Phalanx eindringen, die derzeit nur aus einer Handvoll südkoreanischer, japanischer und taiwanesischer Anbieter besteht. Weil der Wettbewerb überschaubar ist, verspricht man sich bei AT&S mittelfristig einen Umsatzsprung von zuletzt knapp 542 Millionen Euro auf rund eine Milliarde, aber auch deutlich höhere Gewinnmargen.
Dass das 1987 gegründete Unternehmen sein Geschäft nun um IC-Substrate - eine asiatische Erfindung - verbreitert, geht auf den langjährigen Kunden Intel zurück. "Intel ist an uns herangetreten, um uns hier für eine Kooperation zu gewinnen", erklärt Hannes Androsch im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der Ex-Finanzminister ist Aufsichtsratschef und größter Einzelaktionär bei AT&S. Von dem Gemeinschaftsprojekt mit Intel schwärmt er jedenfalls: "Technologisch spielen wir da künftig in einer höheren Liga."
Intel soll Aktionär werden
Für den Einstieg in die Serienfertigung von IC-Substraten braucht AT&S aber frisches Geld. Am Dienstag kündigte das Unternehmen eine Kapitalerhöhung an. Geplant ist, dass Intel dabei bis zu fünf Millionen Euro beisteuert und so eine kleine, symbolische Beteiligung an AT&S erwirbt - als Zeichen der Partnerschaft.
Im Zuge der Emission, die ab morgen, Donnerstag, bis inklusive 3. Oktober läuft, sollen jedenfalls bis zu 12,95 Millionen neue Aktien verkauft werden. Dazu kommen noch rund 2,6 Millionen Altaktien aus dem Besitz von AT&S. Der Bezugs- und Angebotspreis wurde Dienstagabend mit 6,50 Euro je Aktie veröffentlicht, ein Bruttoerlös von 100,9 Millionen Euro wird erwartet, der zur Gänze in den Aufbau des neuen Geschäftsfeldes fließen soll.
In dem dank guter Nachfrage vorzeitig geschlossenen Pre-Placement sind sämtliche angebotenen 3,367 Millionen Aktien bei institutionellen Anleger im In- und Ausland platziert worden, hieß es am Abend.
Die beiden AT&S-Kernaktionäre - die Privatstiftungen von Hannes Androsch (22 Prozent) und Willibald Dörflinger (18 Prozent) - werden bei der Kapitalerhöhung mitziehen, aber nicht zur Gänze. Androsch möchte Aktien im Gegenwert von fünf Millionen Euro zeichnen, Dörflinger will 15 Millionen Euro flüssigmachen.
Weltweit 7300 Mitarbeiter
"Ein späterer Verkauf unserer Anteile steht nicht zur Disposition", sagt Androsch mit Blick auf mögliche Interessenten. Er, Dörflinger und der vor wenigen Tagen verstorbene Industrielle Helmut Zoidl haben das Unternehmen 1994 der Staatsholding ÖIAG abgekauft. Als Zulieferer für die Branchen Mobilfunk, Auto, Industrie und Medizintechnik beschäftigt AT&S heute 7300 Mitarbeiter, davon 1300 in Österreich. Im Ausland werden vor allem Werke in China, Südkorea und Indien betrieben.