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"Hightech über die Mozartkugel verkaufen"

Von Peter Kantor

Wirtschaft

Dank Neujahrskonzert, Schirennen und Schönbrunn ist Österreich in Japan kulturell und touristisch ein Begriff, die Assoziationen mit der österreichischen Wirtschaft halten sich dagegen in Grenzen. Eine Besserung stellt die österreichische Beteiligung an der Expo 2005 im japanischen Aichi in Aussicht. Die vom 25. März bis zum 25. September 2005 stattfindende Weltausstellung soll bis zu 20 Millionen Menschen anlocken und Brücken für österreichische Unternehmen schlagen.


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"Wir wollen über die Mozartkugel auch Hightech verkaufen", bringt der österreichische Expo-Direktor Robert Punkenhofer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die Strategie auf den wirtschaftlichen Punkt. Was nicht heißen soll, dass Kultur und Tourismus bei der Expo nicht im Vordergrund stehen sollen. Schließlich wird die Expo, wie bei diesen Veranstltungen üblich, ein breit gestreutes Publikum anziehen, vor allem Familien. "Zwischen 15 und 20 Millionen Besuchern werden in Aichi erwartet, von denen rund 90 Prozent Japaner sein werden. Und wir wollen, dass sie von ihrem fünf bis zehn Minuten kurzen Rundgang im Österreich-Pavillon möglichst positive Erinnerungen mitnehmen", so Punkenhofer.

Den Erwartungen und Assoziationen der Gästen wird der Österreich-Pavillon unter Thema "Die Kunst des Lebens" entgegen zu kommen versuchen. Passend zum offiziellen Leitthema der Expo "Weisheit der Natur" werden drei Lebensbereiche und Leistungsfelder präsentiert, auf denen Österreich Punkenhofer zufolge zu den Besten der Welt zählt: Musik, Holz und Gesundes Leben.

Brücken zur Wirtschaft spielen dabei eine wesentliche Rolle. Musik etwa soll als "Kunstform des Lebens" verstanden werden, die über Mozart hinausreicht und auch das Rauschen der Wälder und den Sound der österreichischen High-Tech-Motoren mit einbezieht. Und mit Holz als natürlichem Werkstoff sollen auch österreichische Architektur- und Ingenieursleistungen verbunden werden.

Eine ganze Reihe österreichischer Unternehmen ist im Österreich-Pavillon mit ihren Produkten vertreten. Möbelhersteller wie Bene und Wittmann stellen Sitzgelegenheiten bereit, Augarten, Riedel, Lobmayer und andere finden sich auch im integrierten Shopbereich.

Der österreichische Expo-Auftritt in Aichi wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit und der Wirtschaftskammer Österreich koordiniert sowie finanziert. Für die Umsetzung des gesamten Projektes stehen 6,5 Mio. Euro zur Verfügung.

Größte PR-Aktion für

Österreich auf viele Jahre

Noch größere Bedeutung als der Präsentation österreichischer Unternehmen im Pavillon kommt aus wirtschaftlicher Sicht dem umfassenden unternehmensorientierten Rahmenprogramm zu, welches das Expo-Büro für die Zeit der Weltausstellung erstellt hat. Gemeinsam mit der Außenhandelsstelle Tokio wurde eine Veranstaltungsreihe zu Zukunftsthemen wie Umwelttechnik, Holztechnik, Biotechnologie und Medizintechnik geplant. Österreichs Wirtschaft in diesen Sektoren soll aktiv und nachhaltig als Technologievorreiter in Japan positioniert werden.

"Die Expo ist unbestritten die mit Abstand wichtigste PR-Aktion Österreichs in Japan und Asien auf viele Jahre", ist sich Punkenhofer sicher. Da Österreich in den japanischen Medien sehr präsent sei, würden sich in dieser Zeit viele Synergien auch in Verbindung mit anderen Veranstaltungen außerhalb der Expo ergeben.

Dem Thema Alternativenergie (Schwerpunkte: Biomasse und erneuerbare Energien) sind etwa Roadshows und Symposien als Folgeveranstaltungen gewidmet. Die "Austrian Street Car Initiative" wurde mit dem Ziel, in Japan österreichisches Know-how auf dem Sektor Straßenbahntechnik verstärkt bekannt zu machen, gegründet.

Parallel zum Holz-Schwerpunkt im Österreich-Pavillon findet das Symposium "Austrian Wood Technology" in Tokio statt, wo es um innovative österreichische Technologien auch auf diesem Sektor gehen wird. Die Exporte der österreichischen Holzindustrie nach Japan verzeichnen jährlich starke Zuwachsraten. "Mittlerweile ist Österreich der weltweit zweitgrößte Holzlieferant nach Japan mit Exporten im Umfang von rund 200 Mill Euro", so Punkenhofer.

Das österreichische Knowhow in Sachen Biotechnologie und Life Science soll auf der ebenfalls parallel zur Expo vom 7. bis 9. September in Tokio stattfindenden "BioJapan 2005", Japans größte Messe im Bereich Biotechnologie, kommuniziert werden. Wie im Vorjahr werden österreichische Unternehmen dort wieder mit einem Gruppenstand vertreten sein. Neben der Präsentation von Innovationen soll Österreich auch als interessanter Standort für die Ansiedlung von japanischen Biotechnologieunternehmen vorgestellt werden.

Bereits vor der offiziellen Eröffnung der Expo 2005 wird die "Austria Ski Fiesta" auf die österreichische Beteiligung aufmerksam machen. In Hakuba, einem der größten Skigebiete in Japan, werden zu dem Fest mehr als 80.000 Gäste erwartet. Für die österreichischen Expo-Planer die perfekte Plattform, um die österreichische Schiindustrie in Japan zu fördern.

Schließlich wird auch der boomende Markt für Senioren in Japan ("The Silver Market") mit Informationsveranstaltungen in Wien und Japan beleuchtet. Ziel sei es, österreichischen Unternehmen umfassende Informationen über diesen Wachstumsmarkt zu vermitteln und mögliche Marktchancen aufzuzeigen.

Pavillon als Drehscheibe und Networking-Plattform

Der Österreich-Pavillon soll nach dem Willen Punkenhofers während der gesamten Laufzeit der Expo als Informationsdrehscheibe und Networking Plattform dienen. "Für österreichische Firmen besteht die Möglichkeit, die vorhandene Infrastruktur sowie den VIP Bereich zu nützen, die Palette möglicher Veranstaltungen reicht von Workshops über Präsentationen bis zu Konzerten", wirbt Punkenhofer. Im Hinblick auf die kulturellen und gesellschaftlichen Events weist der österreichische Expo-Leiter auf die Bedeutung einer entspannten Atmosphäre für die Anbahnung von Geschäften hin: "Da wird kein Hardcore-Geschäft gemacht, aber intensives Relationship Management betrieben." Vielleicht bestes Beispiel in dieser Hinsicht ist der für den 18. März 2005 in Tokio anberaumte "Wien Ball".

Dieser wird bereits heute als das gesellschaftliche Highlight im Expo-Vorfeld gehandelt. Schon in den letzten Jahren hat sich der Ball als eine perfekte Plattform für Businesskontakte zwischen Österreich und Japan etabliert.