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Jeder Mensch braucht Hilfe, dann und wann. Und er bekommt sie auch, solange nur eine Geste der Selbstlosigkeit gefragt ist und nicht ihre Probe. Selbst die kleinste Hilfe beruht auf einem großzügigen Konzept: Man braucht etwas und bekommt es, einfach so.
Am Sonntag ist der Welttag der humanitären Hilfe. Diese Hilfe ist anders, und man bekommt sie nicht einfach so. Sie muss von Helfern herangetragen werden, oft genug unter lebensgefährlichen Bedingungen. Sie wird von Menschen gebraucht, die vom Tod bedroht sind, meist in seiner brutalsten, elendsten, empörendsten Form: vom Verhungern, vom Verdursten, vom Ertrinken.
Es geht um eine große Hilfe. Große Worte stehen hinter ihr, Worte wie Humanitas und Caritas, und große Zahlen. Die jüngsten offiziellen Statistiken weisen 130 Millionen Menschen aus, die ohne diese Hilfe nicht überleben könnten.
Es fehlt nicht an Appellen, die Hilfe überflüssig werden zu lassen, die Ursachen zu beseitigen. Die UNO hat 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung formuliert, darunter: keine Armut mehr, Gesundheit, Bildung und menschenwürdige Arbeit für alle sowie "Zero Hunger" - in einer Welt, in der es eigentlich genug Nahrung für alle gibt, knurren chronisch die Mägen von 815 Millionen Menschen. Wir sehen die Schockbilder, seit es Fernsehen gibt. Sie verschwinden nicht.
Die tieferen Ursachen der Not, vom Wüten lokaler Potentaten über die Seiteneffekte machtgestützter Wirtschaftspolitik bis hin zu den Auswirkungen globaler Weltunordnung, bleiben hartnäckig bestehen.
Man kann technokratische Logik im Zusammenhang mit Hilfsprojekten kritisieren, aber pragmatische Ansätze haben sich bewährt. Hochspezialisierte Einsatzgruppen, wie sie das Rote Kreuz zur Verfügung hat, lassen sich in kürzester Zeit mobilisieren. Technisch gestützte Frühwarnsysteme, die nicht nur über katastrophale Wetterlagen, sondern auch über menschliche Notlagen informieren, werden stetig verbessert. Bestens bewaffnete Weltpolizisten gibt es schon genug. Eine Weltrettung und eine Weltfeuerwehr mit angemessenem und garantiertem Budget werden dringend gebraucht.
Es wäre Politik mit großer Wirkung für vergleichsweise wenig Geld. Anfang Dezember 2014 reduzierte das Welternährungsprogramm der UNO in den Flüchtlingslagern im Libanon und in Syrien die Lebensmittelhilfe. Das war einer der Auslöser für die Flüchtlingswelle im Jahr 2015. Es ist Regierungskonsens, dass man die "Hilfe vor Ort" verstärken muss. Österreichs Beiträge, egal ob für humanitäre Nothilfe oder Entwicklungszusammenarbeit, rangieren jedoch nach wie vor in der Kategorie "beschämend".