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Als im Jahr 1995 Österreich der Europäischen Union (EU) beitrat, öffneten sich damit Weiterbildungs- und Austauschprogramme für Studenten, Schüler und Lehrer, aber auch Facharbeiter, betriebliche | Ausbilder und Lehrlinge. Das Leonardo-Programm soll es letztgenannten ermöglichen, Praktika im Ausmaß von drei Wochen bis zu zwölf Monaten in einem EU-Staat zu absolvieren.
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Um den Weg bis zum Praktikum zu ebnen und bürokratische Hürden aus dem Weg zu räumen, wurde 1995 von der Wirtschaftskammer und von der Industriellenvereinigung der Verein für internationalen
Fachkräfteaustausch (IFA) gegründet. "Wir sind die richtige Adresse für Anfragen bezüglich Leonardo sowie die Organisation des Auslandspraktikums", sagte der stellvertretende IFA-Geschäftsführer
Georg Matzner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Am Anfang stünden Überlegungen zu den Berufen und Ländern, die dafür in Frage kommen. Dann suche man Partner bzw. Multiplikatoren wie Schulen
oder Verbände in den ausgewählten EU-Staaten, die wiederum Kontakte zu Firmen hätten, erklärte Matzner. Das Angebot des IFA ist breit gefächert. Von der reinen Beratung bis hin zur kompletten
Organisation von Flug, Unterkunft und Beantragung der Fördergelder beim Leonardo-Büro ist alles möglich.
Im vergangenen Jahr 1998 habe das Budget 2,2 Mill. Schilling betragen, 120 Personen wurden betreut. Heuer sollen es 170 Leute werden, die die Hilfe des IFA in Anspruch nehmen. Allerdings prüfe der
Verein sehr genau, wer eine Förderung beantrage, denn das Budget sei doch beschränkt, betonte Matzner. Lehrlinge würden meist ein dreiwöchiges Praktikum absolvieren, Facharbeiter und Ausbilder
blieben zwischen drei und zwölf Monaten im Ausland. "Mit der Möglichkeit eines Auslandspraktikums sollen Motivation und Selbstbewußtsein der Teilnehmer sowie die Attraktivität der Lehre steigen",
erklärte Matzner weiter. Die EU will daher ab dem Jahr 2000 einen "Euro-Paß" herausbringen, in den die Berufsausbildung im Ausland eingetragen wird. Das sei ein standardisiertes Schriftstück, das
sich dann laut Matzner auch gut bei der Jobsuche vorzeigen lasse.
Eines der Unternehmen, das im vergangenem Jahr Lehrlinge zu Auslandspraktika schickt, ist die steirische Maschinenfabrik Andritz AG. Andritz sei international tätig, daher sei Englisch sehr wichtig,
erklärte Josef Pungerseck, Leiter der Lehrwerstätte. Außerdem wäre die Konfrontation mit einer anderen Kultur wichtig. Im Frühjahr 1998 habe man zum ersten Mal einen Lehrling zu einem Praktikum nach
Dänemark geschickt, im Herbst folgte der zweite. Auch für heuer habe man wieder einen Lehrling angemeldet, sagte Pungerseck. Er habe durchwegs positive Erfahrungen gemacht: Die Lehrlinge, durchwegs
Maschinenschlosser, hätten sich selbständig behaupten müssen, sie konnten den Ausbildungsstand vergleichen und erhielten eine Zusatzausbildung auf sehr hohem Niveau. Auch die Lehrlinge waren
begeistert. Sie hätten nicht nur berufsmäßig etwas dazugelernt, sondern auch viel vom Aufenthalt bei ihren Gastfamilien profitiert.
Auch der Flughafen Wien hat bereits zwei Lehrlinge zu Auslandspraktika geschickt. Leopold Brunnthaler, zuständig für die gewerbliche Lehrlingsausbildung, will auch heuer wieder von diesem Angebot
Gebrauch machen. Er habe sehr positive Erfahrungen gemacht, die beiden Teilnehmer (Bereich Kfz-Spezialgeräte) hätten einiges Neues gesehen. Andrea Opitz, die ihr Praktikum im Frühjahr 1998 in
Dänemark absolviert hat, würde sofort wieder fahren. Sie habe sowohl ihre Sprachkenntnisse in Englisch als auch ihre Arbeitstechnik verbessern können. Durch ihre Gastfamilie habe sie einen Einblick
in eine neue Kultur gewinnen können und sie habe die Dänen schätzen gelernt. Und: "Reifenwechseln kann ich jetzt besser".