Das Ausmaß der Katastrophe ist schier unvorstellbar und die Not erdrückend: Bilder von Menschen, denen ohne Schmerzmittel ein Bein amputiert werden muss; die noch nicht einmal medizinische Hilfe bekommen; die tagelang nichts gegessen und kaum getrunken haben und ums Überleben raufen. Kinder, die mutterseelenallein durch die Straßen irren.
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Bilder aus einem Land, das keine Katastrophe gebraucht hätte, um in einer Katastrophe zu sein. Denn schon vor dem jüngsten Erdbeben hatte im ärmsten Land Lateinamerikas jeder Zweite keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, mussten zwei von drei Haitianer von weniger als zwei Dollar pro Tag (über)leben. Ein Mindestmaß an Infrastruktur gab es bloß in der Metropole Port-au-Prince, und ebendiese liegt nun in Trümmern.
Angesichts dieser Dramatik muss die Welt zusammenrücken, und sie tut es auch: Die internationale Staatengemeinschaft ist gefordert, unter der Leitung des Weltsicherheitsrates für Koordination und Sicherheit zu sorgen. Denn Hilfe braucht ein sicheres Umfeld, damit Lebensmittel und andere Hilfsgüter auch verteilt werden können.
Die Menschen sind zur Solidarität aufgerufen, und gerade in Österreich sind sie sich dieser Verantwortung auch bewusst: Eine Million Euro ist über Nachbar in Not, das gemeinsame Dach der österreichischen Hilfsorganisationen, bereits gespendet worden. Jeder einzelne Euro wird dringend benötigt.
Die Hilfe kommt an und rettet Leben, aber sie ist noch lange nicht genug. Wenn alle Hilfsorganisationen zusammen derzeit einige hunderttausend Menschen versorgen, müssen es in den nächsten Tagen einige Millionen werden. Jetzt gilt es das Überleben jener zu sichern, die die Katastrophe überlebt haben.
Allein die Caritas konnte, trotz Chaos und Zerstörung, bereits in den ersten Stunden Tausende mit Essen und Wasser aus den in Haiti vorhandenen Katastrophenvorsorgelagern versorgen. Nun verteilen die Caritas-Helfer, mit Unterstützung aus dem internationalen Caritas-Team, Hilfsgüter an 50.000 Menschen. Und weitere Hilfe ist im Anrollen. Hinter der Caritas-Hilfe stehen ein engmaschiges Netz an lokalen Schwesterorganisationen und wirksame Vorsorgeprogramme. Denn die Menschen vor Ort kennen Händler und Märkte am besten. Sie wissen, was wo rasch zu bekommen ist. Die Menschen der lokalen Caritas sind vor, während und nach einer Katastrophe vor Ort und haben auch in diesem Fall trotz eigener Verluste sofort mit den Hilfsmaßnahmen begonnen.
Die humanitäre Hilfe für Haiti darf auch dann nicht aufhören, wenn die Fernsehkameras verschwunden sind und viele Staaten, so wie in früheren Katastrophen, ihre vollmundig gemachten Versprechen wieder zurückziehen werden. Denn dann beginnt der Wiederaufbau. Und damit die Zukunft der Menschen.
Christoph Petrik-Schweifer ist Caritas-Auslandshilfechef und Vorsitzender von Nachbar in Not. Spendenkonten: Caritas: PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti Nachbar in Not: PSK 90 150 300, BLZ 60.000, Kennwort: Erdbeben Haiti