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Zwei Wochen nach einer eher hitzigen Debatte über Wikileaks und die Folgen im Talk bei Anne Will im ARD erreichte das Thema Sonntag auch "Im Zentrum" in ORF 2. Hier überwog angesichts der nahezu grenzenlosen und weitgehend ungeregelten Möglichkeiten des Internet eine gewisse Hilflosigkeit, aus der man sich in die Hoffnung rettete, Pressefreiheit könnte auch in diesem Medium in mittlerer Zukunft nach jenen Regeln gelebt werden, die heute für Print, Funk und TV gelten.
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Es war eine unaufgeregte Debatte mit Unverständnis für die mediale Aufregung über die überwiegend harmlosen "Enthüllungen". Die frühere US-Botschafterin Helene von Damm konnte der Veröffentlichung der Geheimdokumente sogar eine positive Seite abgewinnen: Dass nämlich die öffentliche Politik der USA identisch sei mit den vertraulichen Berichten ihrer Botschafter. Sie wehrte sich aber entschieden gegen den Versuch, die "gestohlenen" Dokumente im Internet mit recherchierten und verantworteten Enthüllungen der traditionellen Medien gleichzustellen.
Die im Sendungstitel drastisch in den Raum gestellte "Gefahr für die Demokratie" durch einen "Krieg im Netz" konnte die Runde offensichtlich nicht erkennen. Wikileaks wurde eher nüchtern als Anstoß gesehen, die Freiheit des World Wide Web so weiterzuentwickeln, dass Verantwortung statt Anonymität und Persönlichkeitsschutz statt Denunziation es zu einem Instrument machen, das der Demokratie nützt. Nicht nur die Hacker-Angriffe von Wikileaks-Fans zeigen, wie dringend das notwendig, aber auch wie schwierig das sein wird.