Washington - "Hillary Clinton for President" heißt es in großen Buchstaben einer Internet-Webseite, die auch Anstecknadeln mit demselben Slogan feil bietet. Es ist etwas früh dafür. Hillary hat gesagt, sie werde bei der nächsten Wahl 2004 für die Demokraten nicht antreten, obwohl die Mehrheit des Parteivolks sie laut Umfragen lieber sähe als jeden der jetzigen neun Bewerber. "Hillary for President" - das könnte also frühestens 2008 passieren, und viele Experten meinen, dass sie dann auch wirklich ins Rennen einsteigt.
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Auf jeden Fall sorgt die ehemalige First Lady und jetzige Senatorin für den Bundesstaat New York dafür, dass sie im Gespräch und in den Schlagzeilen bleibt. Am 9. Juni kommen in den USA und zeitgleich in 14 weiteren Ländern, darunter in Deutschland, ihre Memoiren auf den Markt. Unter dem Titel "Living History" (Gelebte Geschichte) beschreibt Hillary auf 576 Seiten die turbulenten acht Jahre im Weißen Haus an der Seite von Ehemann Bill Clinton.
Viele Amerikaner haben sich den Tag auf dem Kalender markiert, ein großer Teil ganz sicher in der Hoffnung, dass die Autorin bisher Ungehörtes und Unerhörtes in Sachen Lewinsky-Affäre erzählt - über jene leidvollen Wochen und Monate, in denen Bill Clintons Sex-Beziehung mit Hospitantin Monica die Schlagzeilen beherrschte. Schweigt sich der Verleger - Simon & Schuster in New York - völlig über den Inhalt des Buches aus, hat Hillary Clintons Public-Relations-Manager Robert Barnett zumindest wissen lassen, das Buch biete eine "vollständige und offene Schilderung" der Ereignisse. "Newsweek" zitiert eine Clinton-Freundin mit den Worten, Pikantes sei nicht zu erwarten, aber auf der anderen Seite doch mehr als "nur ein symbolischer Klaps".
Die Erstauflage wird allein in den USA eine Million Exemplare betragen. Das kommt bei Sachbüchern nur selten vor. Ebenso ungewöhnlich hoch ist das Voraushonorar von acht Millionen Dollar für die Autorin. Das alles hat die Erwartungen noch zusätzlich geschürt. Vom "Buch des Jahres" ist mittlerweile in den USA die Rede. Fernseh- Talkshow-Diven haben sich ein Duell um ein Interview geliefert, das Hillary Clinton am 8. Juni, dem Vorabend des Buch-Erscheinens, geben will.
Da dürfte sie erstmals zumindest einen Mini-Zipfel des Geheimnisses lüften, was sie denn in ihrem Buch ausplaudert, an dem sie rund zwei Jahre gearbeitet hat. Bisher hat die Senatorin lediglich den Buch-Titel: "Weil ich sehr privilegiert war, acht Jahre lang im Weißen Haus Geschichte zu erleben." Weiter wird sie von der "Washington Post" mit den Worten zitiert: "Wenn ich zurück blicke, meine ich, dass viele gute Dinge aus diesen acht Jahren erwachsen sind, und ich wünschte, wir könnten besonders hinsichtlich der Wirtschaftspolitik die Uhren zurückstellen, denn ich glaube, dass sie (zur Zeit Clintons im Weißen Haus) unserem Land nützte."
Letztere Äußerung hat die ohnehin wohl begrenzte Vorfreude von Präsident George W. Bush auf das Buch sicherlich nicht gefördert. Die Memoiren erscheinen just in der Anfangsphase der Kampagne des Republikaners zur Wiederwahl im November 2004. Bush hat nach Meinung von Experten seinen Wahlkampf frühzeitig gestartet, um von den Kriegserfolgen von Afghanistan und im Irak zu profitieren, bevor die Erinnerungen daran verblassen. Das Buch komme ihm nun in die Quere.
Angesichts der stark kränkelnden Konjunktur dürften ihm jegliche Erinnerungen an die "goldene Wirtschaft" der Clinton-Jahre ungelegen kommen. Dabei wird es bis zu den Wahlen Ende nächsten Jahres wird es noch ein Clinton-Buch geben. Der Ex-Präsident schreibt derzeit nämlich auch an einer Autobiografie, und die soll in der heißesten Wahlkampfphase im Herbst 2004 veröffentlicht werden.