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Sommerzeit ist Wiederholungszeit. Das ist an sich gut, denn so hat man die Chance, versäumte Gustostückerl nachzuholen. Am Sonntag sprach in den "Menschenbildern" (Ö 1, 14.15 Uhr) Sybil Gräfin
Schönfeldt, die kürzlich ein Buch über das Alter und Altwerden publiziert hat. Seit ihrem "1 x 1 des guten Tons", das den Unkundigen unter vielen anderen wichtigen Dingen darüber aufklärt, daß man
Blumen in Cellophan überreicht, eine Papierverpackung allerdings vorher abnehmen muß, bin ich ein Fan der Journalistin und Übersetzerin. Den Februartermin der Schönfeldt-Menschenbilder hatte ich
verschwitzt, also kam die Wiederholung bei Schwitztemperaturen gerade recht.
Nicht nur deshalb sind Wiederholungen gut: Insbesondere beim Fernsehen bekommt man durch regelmäßige Wiederholungen auch freie Zeit geschenkt. Wäre immer etwas Interessantes im Fernsehen, dann müßte
man ja wie angenagelt vor der Glotze sitzenbleiben. Da aber das TV-Programm eine Entscheidung zwischen der ewig wiederholten "Familie namens Beethoven" (Sa) und der hölzernsten Serie auf Gottes
weiter Erde, "Forsthaus Falkenau" (So), unmöglich macht, hat man plötzlich frei, um den Sommerabend zu genießen. Nicht dem dumpfbraven Förster Martin Rombach widmete ich meine Aufmerksamkeit, sondern
dem dramatischen Sonnenuntergang und später dem Auftritt der mit zunehmender Bestimmtheit leuchtenden Venus · was für ein aufregendes Schauspiel!