Experte: Hollywood vermittelt falsches Erfolgsbild. | Wer aus einer Unternehmerfamilie kommt, tut sich leichter. | Feedback annehmen, um Erfolg zu haben.
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Wien. Im Vorjahr wurden österreichweit mehr als 29.200 Firmen gegründet. Es könnten aber einige mehr sein, da viele aus Angst vorm Scheitern den Weg in die Selbständigkeit erst gar nicht angetreten haben. Aber woran liegt das? „Menschen sind in Bezug auf Erfolg verbildet”, meint Buchautor und Trainer Roman Braun. Viele würden sich Hollywood-Filme als Vorbild nehmen, wo der Hauptdarsteller nur eine Chance hat, sich zu beweisen.
Doch im Gegensatz zu Filmen gibt es im realen Leben mehr Möglichkeiten. Viele würden das aber nicht wahrnehmen. „Nach dem ersten negativen Feedback denken sie: ’Ich bin nicht auf Kurs und setzen das mit Scheitern gleich”, erklärt Braun. Menschen, die diese Einstellung haben, schlagen dann auch nicht den Weg in die Selbstständigkeit ein, da für sie ein Schritt, der neben den geplanten Pfad führt, eine Tragödie darstellt. Doch dabei, meint Braun, sei es gar nicht so wichtig, ständig auf der eingeschlagenen Route zu bleiben. Von Bedeutung sei viel mehr, wie schnell man in der Lage ist, Feedback von Beratern, Bekannten oder anderen, mit der Materie vertrauten Personen, umzusetzen. „Früher hat es geheißen: Der Große frisst den Kleinen, jetzt heißt es: Der Schnelle frisst den Langsamen.”
Damit das Feedback aber richtig aufgenommen werden kann, braucht es einen funktionierenden und vor allem kurzen Kanal. Die Unternehmer sollten sich überlegen, welche Indikatoren (Klicks pro Seite, Bilanzkennzahlen...) für sie von Bedeutung sind und sie immer im Auge behalten. Braun: „Erfolgreiche Menschen schauen sich täglich zumindest eine Kennzahl an.” Ein Paradefehler sei, Angst vor der Rückmeldung zu haben. Auch sollte man Misserfolge nicht schönreden und sich der Realität stellen.
Protestanten sind mutiger als Katholiken
Aber nicht nur die Voraussetzung, Feedback anzunehmen, sondern auch die familiären Wurzeln entscheiden darüber, ob man Erfolg hat. „Wenn man aus einem Angestelltenverhältnis kommt, besteht die Gefahr, in einer Komfortzone zu leben”, meint der Trainer. Bei Sprösslingen aus Unternehmerfamilien sei das anders. Sie würden zum Teil aus Erfahrung wissen, dass es nach einer Bauchlandung wieder bergauf gehen kann. Hinzu komme, dass in Unternehmerfamilien oft über Geld gesprochen werde und der Umgang damit etwas Normales sei. In einer Durchschnittsfamilie werde hingegen kaum darüber geredet und daher habe man das Gefühl, „dass es etwas Schlechtes ist.”
Die Angst vorm Scheitern wird aber nicht nur von den Wurzeln bestimmt, sondern auch von der Religionszugehörigkeit. Braun: „Es gibt einen großen Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten und daher einen großen Unterschied zwischen Europa und den USA.” Der Katholizismus sei „viel stärker dogmatisch”, während der Protestantismus „wesentlich pragmatischer” sei und nach dem Grundsatz „Mach dir die Erde Untertan” lebe.
Roman Braun ist Rhetorik-Trainer, Mental-Coach und Berater in den Bereichen Wirtschaft und Sport.