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Hingefallen und liegen geblieben

Von Walter Hämmerle

Politik

Kärnten als politische Anomalie gilt auch für die SPÖ. | Verlust der Macht führte zum Ausbruch von Grabenkämpfen. | Klagenfurt/Wien. An Jörg Haider zerschellt und bis dato nicht mehr auferstanden: Das ist das Schicksal der Kärntner SPÖ in den letzten zwanzig Jahren.


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Dabei war Kärnten einst rote Hochburg. In dieser Hinsicht eine rare Ausnahme in der politischen Geografie Österreichs, sind doch ländliche Gegenden gemeinhin unter schwarzer Hoheit und die Städte rote Machtbastionen. In Kärnten, in der Grenzregion zu den slawischen Slowenen, feiert das Nationale seit jeher fröhliche Urständ.

In diesem national geprägten Umfeld eroberte die SPÖ die politische Lufthoheit über den Kärntner Stammtischen. Der legendäre Kärntner SPÖ-Chef und Landeshauptmann Leopold Wagner (1974-1988) verwies noch 1975 nicht ohne Stolz darauf, ein "hochgradiger Hitlerjunge" gewesen zu sein. Keine Frage, dass auch die SPÖ, so lange sie noch die Macht hatte, gegen jede Aufstellung zusätzlicher zweisprachiger Ortstafeln war.

Wagner übergab 1988 sein Amt samt absoluter Mehrheit (51,6 Prozent) an Peter Ambrozy. Damit war es jedoch schon im Jahr darauf vorbei: Bei den Landtagswahlen 1989 legte die FPÖ mit dem jungen Jörg Haider von 16 auf 29 Prozent zu, die SPÖ verlor fast sieben Prozent. Mit Hilfe der ÖVP kürte sich Haider zum Landeshauptmann.

Von diesem Schock sollte sich die SPÖ nicht mehr erholen. Ohne starken Mann an der Spitze übernahmen die Bezirkskaiser die Macht. Nicht einmal von der Abwahl Haiders 1991 nach seinem Sager über die "ordentliche Beschäftigungspolitik" in der NS-Zeit konnte die SPÖ profitieren - Landeshauptmann wurde der ÖVPler Christoph Zernatto. Michael Ausserwinkler schaffte bei der Wahl in diesem Jahr noch 32,9 Prozent, womit seine Karriere auch wieder vorbei war. Haider war wieder da.

Villachs Bürgermeister Helmut Manzenreiter übernahm nun das Ruder; noch im selben Jahr unterlag er allerdings in einer innerparteilichen Machtprobe, interimistisch führte Melitta Trunk bis Februar 2000 die Geschäfte.

Eigentlich wollte Trunk ja selbst zum Sprung an die Parteispitze ansetzen, doch die Bezirkskaiser machten ihr einen Strich durch die Rechnung und hievten - Überraschung! - Ambrozy erneut auf den Chefsessel. Die 38,4 Prozent, die er bei der Wahl 2004 erreichte, als jeder mit einer Niederlage Haiders rechnete, kommentierte der Wolfsberger Bürgermeister und Ex-ORF-Korrespondent Gerhard Seifried mit den Worten, das hätte der "Karawankenbär" als Spitzenkandidat auch geschafft. Die SPÖ koalierte dennoch weiter mit Haider.

Im Oktober 2005 setzte sich Gaby Schaunig in einer Kampfabstimmung gegen Gerhard Mock und Reinhart Rohr durch. Die neue Chefin setzte auf radikale Opposition gegen Haider, erwies sich jedoch in dieser Auseinandersetzung wie auch innerparteilich als zu schwach. 2008 hatte sie genug vom Unmöglichen ob eines Kärntner SPÖ-Chefs.

Nun war Reinhart Rohr der kleinste gemeinsame Nenner der diversen roten Fraktionen, doch mit dem Absturz auf erschütternde 28,4 Prozent bei der Landtagswahl 2009 war auch sein Schicksal besiegelt. Nicht einmal gegen den toten Jörg Haider konnte die SPÖ Wahlen gewinnen.

Am Mittwoch einigte sich nun die demoralisierte Partei darauf, bis 15. Februar einen Nachfolger für Rohr zu finden, der am 27. März auf einem Parteitag inthronisiert werden soll. Als Favorit gilt derzeit Gerhard Seifried, Überraschungen nicht ausgeschlossen.