· Seit bald drei Jahrzehnten haben sich die "Ärzte ohne Grenzen", denen Freitag vom Nobel-Komitee in Oslo der Friedensnobelpreis zuerkannt wurde, der Einmischung ohne Rücksicht auf die | Politik und der engagierten Hilfe im Interesse der Menschlichkeit verschrieben. Der schon seit langem vergessene Biafra-Sezessionskrieg im westafrikanischen Nigeria und eine Flutkatastrophe in | Bangladesch (damals Ostpakistan) führten 1971 in Frankreich zur Gründung der "Medecins sans frontieres" (MSF).
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Aus den "Hippie-Ärzten" der ersten Jahre ist rasch eine schlagkräftige Hilfsorganisation auf internationaler Ebene geworden. Auch wenn der Beiname "Französische Ärzte" geblieben und das
Hauptquartier in Paris ist · die an vielen Brennpunkten tätigen Ärzte sind weit über Frankreich hinausgewachsen.
Medizinische Hilfe dort, wo sie gebraucht wird, und zwar ohne Kuschen vor den Mächtigen dieser Welt, das ist die Devise der Ärzte. Von Afghanistan bis Kongo reicht die Liste der Länder, in
denen sie geholfen haben · derzeit sind es 84 solcher Einsatzorte.
1995 wurden die "störenden Zeugen" beispielsweise aus Ruanda ausgewiesen, da sie über Massaker und Hinrichtungen berichteten. Weil "Völkermord nicht von den Ärzten gestoppt werden kann",
hatten sie für ein bewaffnetes Eingreifen plädiert · ungewöhnlich für eine humanitäre Organisation. Zehn Jahre zuvor hatten sie Äthiopien verlassen müssen, nachdem sie über Zwangsumsiedlungen und
Missbrauch von Hilfsgeldern berichteten.
"In unserem Wartezimmer sitzen zwei Milliarden Menschen", so beschrieben Notärzte, die zuerst aus der Generation der 68er kamen, ihren Auftrag. Neben die Nothilfe für Menschen in Krisen, Kriegen und
Katastrophen ist die umfassende medizinische Vorsorge und Versorgung getreten. Die Organisation, die jährlich 2000 Freiwillige ins Feld schickt, leitete beispielsweise am Tag der Vergabe des
Nobelpreises zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO in Paris eine Konferenz über die Behandlung ansteckender Krankheiten.
In Belgien, Spanien und den Niederlanden, in Luxemburg und in der Schweiz sind nationale Verbände der "Ärzte ohne Grenzen" entstanden. In inzwischen 14 Ländern, darunter ÖsterreichDeutschland, Japan
sowie die USA, gibt es Büros der "MSF". Das internationale Budget der Organisation lag 1997/98 bei 231 Millionen Dollar.
Stolz sind die "French Doctors" aber auch darauf, dass von 100 Francs, die überwiegend von privaten Spendern kommen, 80 für Hilfseinsätze ausgegeben werden. Die davon bezahlte Nothilfe hat jedoch
auch immer das Konflikte versprechende Ziel, "das Leben in Respekt vor der Würde des Menschen zu bewahren".