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Obwohl die Quotenjagd des ORF-TV im Hauptabend auch zu Ostern meist mit versponnenen bis brutalen Krimis fortgesetzt wurde, hatten Seher davor gute Chancen, auf etwas Besinnlichkeit zurückzuschalten. Nicht nur bei der Ostermesse und dem Urbi-et-Orbi-Segen aus Rom, sondern besonders bei den "FeierAbend"-Sendungen der Abteilung Religion in ORF2: am Karfreitag bei dem Bericht über das Muschelseidentuch von Manoppello, dessen Gesichtsabdruck von Jesus stammen soll; am Ostersonntag bei einem Porträt des protestantischen Ehepaares Karlheinz und Agnes Essl, das in unerschütterlichem Glauben an Gott sein riesiges Firmenimperium und seine Kunstsammlung aufgebaut hat; am Ostermontag bei der Reportage über die Pilgerreise des Ex-Skiläufers David Zwilling mit den Polizisten Johannes Aschauer und Otto Klär, die die 4500 Kilometer nach Jerusalem zu Fuß bewältigten. Mit über 600.000 Zusehern lag der "FeierAbend" sogar über der Quote der danach gezeigten "Seitenblicke". Ins Feiertagsgenre passten Montag auch die "Hörbilder Spezial" in Ö1: die Schilderung der Odyssee des Kopfes des 1809 in Wien verstorbenen Joseph Haydn, der von selbst ernannten "Schädelforschern" entführt worden war und erst 1954 mit den Gebeinen in der letzten Ruhestätte des Komponisten in Eisenstadt vereint werden konnte.
Auch ORF-Konsumenten müssen die Zeit nicht immer mit Action-Filmen totschlagen; bisweilen wird auch Hirn-Nahrung für unhektische Nachdenker geliefert.