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Hirscher hat nicht nur Glück

Von Christian Mayr

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In der Stunde des Triumphes lohnt es sich, zurückzublicken. Nach Adelboden ins Jahr 2017. Henrik Kristoffersen hatte soeben im Slalom die Konkurrenz zertrümmert, Manfred Mölgg als Zweitem 1,83 und Marcel Hirscher als Drittem 2,19 Sekunden abgenommen. Der Salzburger haderte danach mit den Bedingungen, grantelte im TV-Interview rum und meinte dann: "Hoffentlich kommt das Glück irgendwann wieder zurück." Ein Jahr später ist es nun Kristoffersen, der seinen Ärger - nicht druckreif - hinausbrüllt, während Hirscher im Siegestaumel gar nicht mehr weiß, wie ihm geschieht. Siebenter Saisonsieg, Double in Adelboden, 154 Punkte Vorsprung auf Kristoffersen auf dem Weg zur nächsten großen Kristallkugel. Tatsächlich scheint das Glück, das in der ersten Hälfte der Vorsaison nicht unbedingt auf der Seite des Annabergers war, längst zurückgekehrt: Wie in Madonna, Zagreb und dem Adelboden-Riesentorlauf waren es am Sonntag wieder wenige Hundertstel, die zum Sieg reichten; nachdem im Vorjahr die Hundertstel oft gegen ihn ausgeschlagen hatten - wie etwa die eine in der WM-Kombination. All das, was jetzt passiert, Glück zu nennen, ist aber grundfalsch - es ist einzig der Lohn harter Arbeit. Hirscher wäre nie so weit gekommen, würde er nicht ständig von sich und den Seinen allerhöchste Leistungen verlangen. Diese Verbissenheit in den Erfolg mag ihn als grantigen Zweiten oder Dritten unsympathisch wirken lassen, sie ist letztlich aber der Schlüssel zum Erfolg. Auch wenn Hirscher punkto Hundertstel-Glück in der Selbstreflexion einen Schritt weiter ist: "Ich hoffe, ich kann mich dann auch erinnern, wenn es wieder umgekehrt ist."