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Möglich, dass es sich um Haaresbreite für Marcel Hirscher nicht ausgehen wird und Österreich weiter auf einen Gesamtweltcupsieg warten muss. Seit 2006, als Benjamin Raich die große Kugel holte, war der Weltcup in den Händen der Konkurrenz. Aber Peter Schröcksnadel wird sich so oder so freuen. Denn der Aufstieg eines Marcel Hirscher ist für den Skiverband viel mehr wert als ein paar Kugeln. Beispiel Klaus Kröll: Der ist zwar ein verdienter Disziplinensieger in der Abfahrt und ein sympathischer Läufer obendrein, doch Kröll ist keiner, mit dem Schröcksnadel den Skisport verkaufen kann. Das muss er aber, will er dem ÖSV auch in Zukunft Rang eins im österreichischen Sport sichern. Denn das ist angesichts rückläufiger Skifahrerzahlen - nur noch etwa fünf Prozent der Österreicher fahren regelmäßig Ski - nicht sicher. Und genau deshalb braucht der ÖSV Marcel Hirscher, der viel mehr als nur ein guter Skifahrer ist.
Ist jedoch der Status, den der alpine Skisport der skiheiligen Dreifaltigkeit (ÖSV-ORF-Krone) zu verdanken hat, einmal weg, wird es für Schröcksnadel auch nicht mehr so einfach sein, der öffentlichen Hand 290 Millionen Euro für ein zweiwöchiges Skievent, die WM 2013, herauszulocken. Und das in Krisenzeiten. Die WM in Schladming wird ein Riesenfest, ein Mythos, so wie jene in den 80er Jahren. Und wenn Hirscher Gold macht, kann sich das Land am Patriotismus berauschen. Auf gescheite Sporthallen, Schwimmbäder, Fußballstadien, Leichtathletikanlagen und Eishallen muss das Land halt weiter warten. So wie auf die Weltcupkugel, sollte Feuz die Nase vorne haben.