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Historisches Bündnis China-Indien

Von Alexander Mathé

Politik

Die Grenzstreitigkeiten zwischen China und Indien werden derzeit offiziell beigelegt. Die zwei bevölkerungsreichsten Staaten der Erde haben in Delhi ein Abkommen geschlossen, das darauf abzielt, die Gebietsansprüche am Himalaya zu klären.


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Noch 1962 lieferten sich China und Indien einen erbitterten Kampf um das 3.550 Kilometer lange Gebiet ohne klare Grenze. Jetzt haben beide Länder einen Friedensplan ausgearbeitet. Unterzeichnet wurde das Abkommen gestern vom indischen Premier Manmohan Singh und seinem chinesischen Amtskollegen Wen Jiabao. China hat dabei offiziell auf seine Ansprüche auf den Bundesstaat Sikkim verzichtet. Nähere Details aus dem Vertrag wurden nicht bekannt. Bisher hatte China die indische Annexion Sikkims 1975 nicht anerkannt.

Der Friedensweg hat sich bereits abgezeichnet. 2003 erkannte Indien offiziell die Autonome Region Tibet als Teil Chinas an. Peking stimmte seinerseits zu, mit dem Grenzhandel durch Sikkim zu beginnen. Dieser Zug galt als Anerkennung der Gebietsansprüche Indiens.

Seit die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und China aufblühen, haben die Grenzstreitigkeiten an Bedeutung verloren. Daher verwundert es auch nicht, dass mit dem Friedens- auch ein 5-Jahres-Wirtschafts-Plan einhergeht. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der IT-Branche: "Wenn Indien und China auf dem Gebiet der IT-Industrie kooperieren bedeutet das den Anbruch des asiatischen Jahrhunderts in der Branche", sagte dazu Wen.

Konflikt China-Japan

Während sich China Indien weiter annähert, hat ein Streit um japanische Schulbücher das Verhältnis zwischen Peking und Tokio getrübt. Zehntausende Chinesen demonstrierten am Wochenende gegen eine Verharmlosung der Verbrechen japanischer Truppen im Zweiten Weltkrieg und riefen zum Boykott von Waren aus dem Land der früheren Besatzer auf. An der Botschaft in Peking warf die aufgebrachte Menge Scheiben ein.

Der Protest entzündete sich an einem neuen japanischen Schulbuch, das nach Meinung der Chinesen den Überfall auf ihr Land im Zweiten Weltkrieg und Kriegsverbrechen wie den Missbrauch zehntausender Frauen als Sexsklavinnen verharmlost.

Der japanische Premier Junichiro Koizumi hat gestern die Behörden in Peking für die Sicherheit japanischer Staatsangehöriger in China verantwortlich gemacht. Die Ausschreitungen bezeichnete er als "außerordentlich bedauernswert". Auf die scharfen chinesischen und auch südkoreanischen Proteste gegen die Neuauflage des als "revisionistisch" eingestuften Geschichtsbuchs ging die Regierung in Tokio nicht ein.