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Wie sich der Wind doch drehen kann. Und speziell, wenn es um Wahlen geht, kann aus einem gemütlichen Rückenwind rasch ein scharfer Gegenwind werden, vor allem, wenn dieser Sturm aus dem Osten kommt. Vor einem Jahr hatte sich der jordanische Prinz Ali al-Hussein bei den Fifa-Präsidentenwahlen noch der Unterstützung einiger asiatischer und europäischer Verbände sicher sein können (auch wenn es am Ende für eine Kür nicht reichte), heute steht er mehr oder weniger auf verlorenem Posten.
Grund: Die Fifa-Klimakarte hat sich seit dem Abgang von Sepp Blatter signifikant geändert. Anstelle des Hochs "Hussein" ist aus jordanischer Sicht das Tief "Al Chalifa" getreten, das sich in Windeseile von Bahrain aus über Asien und Afrika ausgebreitet hat. Bleibt diese Wetterlage stabil - und alles deutet darauf hin - dann wird der neue Präsident der Fifa am Freitag nicht Hussein oder Gianni Infantino (der aktuell nur in Europa so etwas wie ein Hoch genießt), sondern Scheich Salman bin Ibrahim Al Chalifa heißen. Schließlich können auch die Araber rechnen: Um bei den Wahlen den Sieg davonzutragen, reichen die Stimmen Asiens und Afrikas - plus sechs Einzelvoten - aus. Das wusste schon Blatter.
Verständlich, dass bei Hussein angesichts der Tatsache, dass ihm ausgerechnet Scheich Al Chalifa - ein Nachbar gewissermaßen - von rechts überholend den Rang abläuft, die Nerven blank liegen. Allerdings ist er daran nicht ganz unschuldig, hat er es doch im vergangenen Jahr verabsäumt, die allgemeine Großwetterlage richtig zu deuten - und sich auf diesen Gegenwind einzustellen. Da nutzt es jetzt auch nichts, zu einem Rundumschlag auszuholen, eine Verschiebung der Wahl sowie gläserne Wahlkabinen zu fordern. Der neue Präsident wird dennoch gewählt werden - und sein Name wird nicht Prinz Hussein lauten.