Die abgeflaute Konjunktur trifft den österreichischen Markt für Baustoffe und Do-it-yourself-Artikel mitten in einem harten Verdrängungswettbewerb.
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Mit je einem Baumarkt pro 16.000 Einwohnern bringt es Österreich auf eine Standortdichte, die fast dem Zweifachen des deutschen Marktes entspricht. Mit unterschiedlichen Strategien versuchen sich die Heimwerkerketten im Konkurrenzkampf zu positionieren.
Während der heimische Branchenprimus bauMax, der heute aktuelle Zahlen vorlegt, seine Umsätze unter anderem durch verstärkte Osteuropa-Aktivitäten absichert, will die hagebau-Gruppe ihr Hauptstandbein, den Baustoffgroßhandel, nun mit einer die ganze Branche umfassenden Initiative zur Ankurbelung der Baukonjunktur stärken. 80% des Gruppenumsatzes, der 2002 bei 1,07 Mrd. Euro lag, entfallen auf dieses rückläufige Segment, erklärt Helmut-Dieter Kus, Geschäftsführer der hagebau Österreich, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Besonders im ersten Quartal habe hagebau dramatische Rückgänge in diesem Bereich gehabt. In einer Petition werde die Baubranche nun ihre Forderungen zur Belebung des Hochbaus zusammenfassen, kündigte Kus an. Überdies werde im Herbst ein Experten-Symposium stattfinden.
Dabei ist dieses Geschäftsfeld nicht nur Ertragsbringer, sondern auch zuträglich fürs Image: "Der Endkunde kauft lieber, wo auch ein Baumeister einkauft".
Im Business-to-consumer-Bereich setzt hagebau, laut RegioPlan-Angaben von 2002 Nummer fünf am österreichischen Markt, nicht auf Größe: Mit der durchschnittlichen Marktgröße von 2.600m² wolle man "Versorger sein, nicht Erlebnisstandort". Jeder Artikel sei im Gegensatz zu Mitbewerbern im Markt nur einmal platziert. Übersichtlichkeit und sachkundige Beratung hielten die durchschnittliche Verweildauer der Kunden so besonders niedrig, so Kus.
Nachteil dieser Positionierung: Es kommt des öfteren zu Beratungsdiebstahl: Schnäppchenjäger holen bei hagebau Informationen ein, kaufen aber bei einem Konkurrenten, der mitunter niedrigere Preise bietet. Diese "Trittbrettfahrer" könne man jedoch ohnehin nicht binden, und da hagebau Österreich vor allem im ländlichen und kleinstädtischen Gebiet vertreten sei, sei die Zahl der Stammkunden hoch, meint Kus. Das Franchiseunternehmen, unter dessen Dach sich unter anderem auch Quester findet, ist in Österreich derzeit mit insgesamt 80 Baustoffhandlungen, 61 Baumärkten sowie 8 Fachmärkten mit einer gesamten Verkaufsfläche mit 98.000m² und 3.150 Mitarbeitern präsent.
Dass hagebau Österreich im Zuge der anstehenden Marktbereinigung in den nächsten Jahren von einem internationalen Konzern geschluckt werden könnte, hält Kus aufgrund der Eigentümerstruktur - je 50% halten 29 österreichische Baustoffhändler und hagebau Deutschland - eher für unwahrscheinlich. "Bei uns müsste jeder Gesellschafter einzeln überzeugt werden".