Zum Hauptinhalt springen

Hochhäuser mit Mehrwert

Von Bernd Vasari

Politik

Neues Konzept sieht strengere Regeln beim Hochhausbau vor und unterteilt Stadt in fünf Zonen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Derzeit gibt es etwa 250 Hochhäuser in Wien, wenn man Kirchen und das Rathaus nicht mit einberechnet. Neben der Höhe haben die meisten dieser mehr als 35 Meter hohen Häuser eines gemeinsam: Kaum eines der Gebäude wurde beim Bau nicht von heftigen Diskussionen begleitet. Bereits das erste Wiener Hochhaus, das in der Zwischenkriegszeit in der Herrengasse gebaut wurde, sorgte für Aufregung. In der heutigen Zeit ist das nicht anders, wenn man etwa an das Projekt am Heumarkt denkt.

Um die Erregung in Zukunft in Grenzen zu halten, präsentierte Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) nun ein neues Hochhauskonzept. Es ist das erste nach 1991 und das zweite insgesamt in der Geschichte der Stadt. Einen verbindlichen Rahmen zum Hochhausbau gibt es überhaupt erst seit 2002. Auch dieser wurde überarbeitet.

Transparenz im Vordergrund

Der Schwerpunkt des neuen Konzeptes liegt laut Vassilakou auf der Transparenz. Neben der Planung soll hier vor allem der öffentliche Mehrwert nachgewiesen und sichtbar gemacht werden. "Für den Bürger muss klar sein, welche Verbesserungen der Umgebung durch ein Hochhaus entstehen", sagt sie. Auch Anrainer sollen stärker eingebunden werden. Es werde auch in Zukunft umstrittene Hochhausprojekte geben, prophezeit Vassilakou. Die Verfahren werden aber nachvollziehbarer sein.

Zusätzlich sieht das Konzept strengere Regeln bei der Errichtung von Hochhäusern vor. Statt einer einfachen Zehn-Punkte-Checkliste, die seit dem Jahr 2002 vorgeschrieben wurde, müssen Hochhäuser künftig einen "wesentlich konkreteren" Prozess durchlaufen. Bevor eine Flächenwidmung überhaupt geprüft wird, muss der Projektwerber unter anderem eine Standortanalyse, ein Verkehrsgutachten, eine Sichtachsenstudie und eine Untersuchung zu Wind und Beschattung vorlegen. Der Werber muss sich selbst um die Untersuchungen kümmern und diese auch selbst finanzieren.

Die Anforderungen werden in der Stadt aber nicht überall gleich sein. Das städtebauliche Leitbild des Konzepts sieht fünf Hochhauszonen für Wien vor. Darunter etwa der als "Konsolidierte Stadt" bezeichnete Raum, der hauptsächlich die Bezirke 1, 4 bis 9 und 15 beinhaltet. Christoph Luchsinger von der Technischen Universität Wien (TU) betreute die Überarbeitung der Richtlinien. In diesem zentrumsnahen Bereich zwischen Gürtel und Donaukanal sei das Ziel, das an der "bestehenden Stadt weitergebaut wird", sagt er. In der Zone des "Urbanen Komposits" im 3. und 11. Bezirk soll das Hauptaugenmerk hingegen auf der "intensiven Bespielung des Sockelbereichs" liegen. Der öffentliche Raum müsse dort erst aktiviert werden, sagt Luchsinger.

Städtebaulicher Vertrag statt Umwidmungsabgabe

Mit Hilfe des neuen Prozesses will man künftig Hochhaus-Fremdkörper ohne Mehrwert, wie etwa am Wienerberg oder in der Wagramer Straße, verhindern. Eine Flächenwidmung kann erst nach dem detaillierten Konzept und Entwurf und nach Einbindung von Experten und Bürgern erfolgen. Am Schluss stimmt der Gemeinderat darüber ab.
Vassilakou bekennt sich zu Hochhäusern in Wien: "Hochhäuser gehören zum Bild einer modernen Stadt. Ein Hochhaus stellt etwas Positives dar, weil es ein Beweis für Entwicklungsdynamik ist. Darauf können wir stolz sein."

Für den Mehrwert eines Hochhauses müssen die Projektwerber selbst in die Tasche greifen. Eine Umwidmungsabgabe – wie etwa in München – ist mit dieser Lösung zwar noch nicht vom Tisch. Da der Bund diese aber bereits eingeführt hat, sei es für die Stadt laut Vassilakou nicht möglich, diese ebenso einzuführen. "Leider werden im Bund damit Budgetlöcher gefüllt", kritisiert sie, und nicht Infrastrukturprojekte finanziert. Den städtebaulichen Vertrag mit dem Bauwerber sieht sie hier als Ausweg.
Dieser Vertrag soll am Ende auch beim umstrittenen Projekt am Heumarkt zwischen dem Bauwerber und der Stadt unterschrieben werden. Ob der Protest damit eingedämmt werden kann, bleibt offen.