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Wien. Heinz Fischer hat die Bundespräsidenten-Wahl am Sonntag klar für sich entschieden und bleibt damit weitere sechs Jahre im Amt. Wiewohl sein Erfolg mit knapp 80 Prozent überwältigend ausfallen dürfte, gibt es einen Wermutstropfen. Die Wahlbeteiligung schrumpfte auf den historischen Tiefstwert von rund 50 Prozent. Unter ihren eigenen Erwartungen blieben nach bisher vorliegenden Ergebnissen Fischers Herausforderer Barbara Rosenkranz und Rudolf Gehring.
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Die neueste Hochrechnung der ARGE Wahlen für die APA sieht Fischer bei gut 78 Prozent, Rosenkranz bei 16 und Gehring bei knapp sechs. Die Beteiligung liegt bei 48 Prozent, etwa drei bis vier Prozentpunkte dürften durch die Briefwahlstimmen noch dazu kommen. SORA hat für den ORF praktisch die gleichen Werte ermittelt.
Fischer hatte die Wahl angesichts der für ihn erfreulichen Umfragen heute Mittag schon mit gehörigem Optimismus angetreten. Über die Wahlbeteiligung wollte das Staatsoberhaupt bei der Stimmabgabe lieber nicht zu viel sprechen. Er strebe eine deutliche Mehrheit der gültig abgegebenen Stimmen an, sagte Fischer. Das Ziel hat er mit knapp 80 Prozent erreicht. Auch die Zahl der ungültigen Stimmen hielt sich mit etwa sieben Prozent in Grenzen.
Die freiheitliche Kandidatin Rosenkranz wollte bei der Stimmabgabe gar nichts sagen. Ihr Wahlziel 17 Prozent ist noch in Reichweite, sollte sie in Wien überdurchschnittlich abschneiden, das von FP-Chef Heinz-Christian Strache erkannte Potenzial von 35 Prozent wird sie hingegen bei weitem nicht ausschöpfen. Bitter für Rosenkranz ist, dass sie in Vorarlberg sogar deutlich hinter Gehring blieb. Der Christen-Chef verfehlt seinerseits das noch heute von ihm als realistisch befundene Ziel einer Stichwahl gegen Fischer mehr als deutlich.
Die SPÖ mühte sich, den Spagat zwischen Respektierung der überparteilichen Kampagne Fischers und dessen langjähriger SPÖ-Mitgliedschaft zu schaffen. Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter sieht im Wahlergebnis "ganz wichtigen Rückenwind" für seine Partei, auch wenn sich die SPÖ den Wahlsieg Fischers keineswegs auf die Fahnen schreibe. Die niedrige Wahlbeteiligung sei allein Schuld der ÖVP.
Von der Volkspartei äußerte sich fürs Erste nur ein Fischer-Wähler. Der EU-Abgeordnete Othmar Karas sah ein gutes Ergebnis für Österreich und die Union. Grünen-Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner sagte das selbe und freute sich noch dazu, dass die Kampagne von Rosenkranz mit dem wahren Gesicht der FPÖ die Wähler abschrecke. Enttäuschung machte sich bei den Freiheitlichen breit. Der EU-Abgeordnete Andreas Mölzer kritisierte, dass der Wahlkampf "nicht wirklich vorbereitet" gewesen sei. Auch die FPÖ müsse erkennen, "dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, weil die Gegner nicht schlafen".
Wenig Freude mit dem Fischer-Sieg hat auch das BZÖ, auch wenn Häme über die niedrige Beteiligung vorherrschte: "Fischer ist der erste Minderheitspräsident der Zweiten Republik", höhnte Bündnischef Josef Bucher, der aus der geringen Zahl der Wähler herausliest, dass man etwa die Ämter von Präsident und Kanzler zusammenlegen könnte.(APA)
"Ergebnisse im Detail (PDF)":www.wienerzeitung.at/WZPdf/BP2010Wahltabellen.pdf