Viele Gründe für mehr Arbeitslose. | Fixlöhne für Wien und Steiermark? | Wien. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, auch im Tourismus, und auch in der Hochsaison. "Im Oktober hatten wir um 5,8 Prozent mehr Arbeitslose als im Oktober 2004", sagte Rudolf Kaske, Vorsitzender der Gewerkschaft Hotel, Gastgewerbe, Persönlicher Dienst am Mittwoch vor Journalisten.
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Gründe dafür gebe es viele, meinte Kaske, strich aber einen besonders hervor: Die Zahl illegal Beschäftigter sei zuletzt stark gestiegen. Kaske verwies auf die Statistik der Kiab (Kontrolle der illegalen Arbeitnehmerschaft). Demnach gebe es im Tourismus mittlerweile mehr illegal Beschäftigte als in der Baubranche. "Es schaut so aus, als ob das Gastgewerbe den Bau heuer etwas abgehängt hat", bestätigt Karl-Heinz Tscheppe, stellvertretender Leiter der Kiab, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Im vergangenen Jahr hätten sich beide Branchen diesbezüglich noch die Waage gehalten. Heuer kontrollierte die Kiab im Zeitraum von Jänner bis September 4500 Arbeitnehmer, 1000 davon waren illegal beschäftigt. Im Gastgewerbe kamen auf 3500 etwa 1400 Vergehen.
AK: Immer mehr suchen Beratung
"Es wenden sich immer mehr an unsere Arbeitsrechtsberatung, die illegal beschäftigt sind: Diese Personen bekommen oft nicht einmal das Wenige bezahlt, das zugesagt wurde", berichtet Gernot Mitter, Arbeitsrechtsexperte der Arbeiterkammer (AK). Für die steigende Zahl der Arbeitslosen in der Tourismusbranche gebe es eine Reihe weiterer Gründe - etwa, dass die Erwerbsbevölkerung generell zunehme, die Arbeitsplätze aber nicht mehr werden würden.
"Die Tourismusbranche ist eine Einsteigerbranche: Viele versuchen hier Fuß zu fassen, bieten ihre Arbeitskraft billig an - das führt zu Verdrängungseffekten", erklärt Mitter.
"Kurzfristig Nachteile" für Arbeitnehmer
Die Gewerkschaft etwa will das Lohnsystem in Wien und in der Steiermark von einem Garantielohnsystem, bei dem der Arbeitnehmer umsatzbeteiligt ist, auf ein Fixlohnsystem umstellen. Umsatzsteigerungen sollten sich nach Vorstellung der Gewerkschaft aber auch in den Löhnen niederschlagen.
Der Anteil der Ganzjahresbeschäftigten ist in Wien und in der Steiermark - hier vor allem aufgrund der hohen Zahl an Wellnessbetrieben - höher als in den übrigen Bundesländern. Wer hingegen etwa in Tirol im Winter in drei bis vier Monaten sein Jahreseinkommen erwirtschaftet, habe kein Interesse an einer solchen Regelung und verstärkten Abgaben, meinte Mitter. "Das geplante System könnte für Arbeitnehmer zwar kurzfristig Nachteile bringen, dafür kann man sich dann über eine höhere Pension freuen."