BMW Austria legte auch 2014 gegen den Trend zu, das Motorenwerk Steyr stellte einen Umsatzrekord auf.
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Wien/München/Steyr. BMW Austria hat im Vorjahr der Konkurrenz erneut die Rücklichter gezeigt. Während der Pkw-Gesamtmarkt in Österreich bei den Neuzulassungen um knapp fünf Prozent schrumpfte, brachte es die BMW Group Automobile (BMW, Mini) auf ein Plus von 7,3 Prozent. Ein noch kräftigeres Plus gab es bei der Motorenproduktion: Die legte um 8,4 Prozent auf 1,06 Millionen Triebwerke zu.
Mittlerweile ist weltweit jeder zweite BMW und jeder dritte Mini mit einem Motor aus Steyr (OÖ) unterwegs - die Fabrik ist das weltgrößte Motorenwerk der Bayern. Alleine im Vorjahr wurden 250 Neueinstellungen vorgenommen, mittlerweile arbeiten 4100 Mitarbeiter in Steyr - so viele wie nie zuvor. Der beste Lehrling unter den 100 Auszubildenden des Werkes ist übrigens eine Frau, die sich von Kindergärtnerin umschulen ließ, so BMW-Motoren-Chef Gerhard Wölfel am Dienstag vor Journalisten in Wien.
Im Premiumsegment hat BMW einen Marktanteil von 31 Prozent, rechnete BMW Austria-Chef Kurt Egloff vor. Bemerkenswert: 60 Prozent dieser Autos wurden mit Allradantrieb verkauft - ein neuer Rekordanteil. Der Anteil der SUV (X-Modelle) bei den BMW-Neuzulassungen habe im Vorjahr bei 36 Prozent gelegen - in dem boomenden Segment hat BMW mittlerweile von X1 bis X6 Modelle in fünf Größen im Angebot.
Für das heurige Jahr sind 15 neue Modelle geplant, aktuell das Sondermodell "BMW Mountains", das in einer Auflage von 111 Einheiten erstmals exklusiv für Österreich angeboten wird, und das neue 2er-Cabrio.
Trotz aller Jubelstimmung ob des Rekordjahres 2014 - weltweit haben die Bayern erstmals mehr als zwei Millionen Fahrzeuge verkauft - blicken die Manager in Österreich doch eher vorsichtig in die Zukunft. Ein Grund ist die zunehmende Änderung des Mobilitätsverhaltens: "Bei den Motorrädern etwa fehlen uns die jungen Kunden, wir sehen das mit Besorgnis", so Egloff. Und auch der Pkw-Käufer altert: Mittlerweile ist der durchschnittliche Neuwagenkäufer in Österreich über alle Marken hinweg rund 52 Jahre alt. Gleichzeitig sank zuletzt die Zahl der Jungen, die zu einer Führerscheinprüfung antraten, um mehr als 13 Prozent, weiß die Statistik Austria.
Diejenigen, die kaufen, haben aber dafür gerne mehr Leistung unter der Haube: Bei den Pkw über 171 PS gab es im Vorjahr ein Plus von 4,8 Prozent, in der volumenstärksten Klasse von 83 bis 105 PS hingegen ein Minus von 8,4 Prozent.
Exportüberschuss
Auch bei BMW ist der Dienstwagenanteil mittlerweile bei der Hälfte angekommen. Egloff sieht die Politik gefordert: Anstatt das Autofahren immer teurer zu machen - die Diskussion um eine höhere Besteuerung der Dienstwagennutzung durch Private sei sicherlich schädlich - sollte erkannt werden, welch wichtiger Wirtschaftsfaktor die Branche im "Autoland Österreich" ist: Sie beschäftige direkt und indirekt rund 450.000 Personen - das sind annähernd ebenso viele Jobs, wie in der Landwirtschaft und deren Umfeld - und sorge überdies mit ihren Exportüberschüssen für eine signifikante Entlastung der heimischen Handelsbilanz. Allein im Fall BMW ergab 2014 die Gegenrechnung automotiver Exporte gegen Einfuhren einen Überschuss von 1,8 Milliarden Euro.
Mit mehr als einer Million Motoren und zusätzlich 12 Millionen Komponenten - "jeder BMW, Mini oder Rolls Royce hat mindestens ein Teil von uns eingebaut" - hat man in Steyr 2014, im 35. Jahr nach dem Spatenstich im Juni 1979 - die zweitbeste Jahresproduktion der Unternehmensgeschichte erzielt und mit rund 3,6 Milliarden Euro einen Umsatzrekord aufgestellt.
Das Produktportfolio umfasst 3-, 4- und 6-Zylinder-Diesel- und -Benzinmotoren, darunter auch die Hochleistungstriebwerke für die BMW M-Modelle. Mit der neuen - in Steyr auch entwickelten - Baukastenmotoren-Generation, die 2014 sukzessive in Produktion ging, behält der Standort im weltweiten Produktionsnetzwerk von BMW eine elementare Rolle, betont Wölfel. Auch 2015 will man in Steyr die Millionen-Stückzahl erreichen - so die vorsichtige offizielle Prognose. Insgeheim hält Wölfel sogar eine deutliche Steigerung auf 1,1 Millionen Stück für möglich. Nicht zuletzt, weil die Zusammenarbeit mit Toyota ausgebaut wird und die Zahl der an den Weltmarktführer gelieferten Motoren sich verdoppeln dürfte: Dann wird "unser 1,6-Liter-Diesel-Wunderkind" nicht nur in der Türkei in den Minivan Verso eingebaut, sondern wohl auch in England ins neue Modell des Kompaktwagens Auris.