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Hochwasserschäden sofort melden und dokumentieren

Von Sissi Eigruber

Politik

Für die österreichische Versicherungswirtschaft hält sich die Schadensbelastung durch die verheerenden Überschwemmungen der vergangenen Tage in mehreren Bundesländern noch in Grenzen. Kein Wunder - ein Großteil der Hochwasserschäden ist nicht durch Versicherungen gedeckt.


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"Bei den meisten Privathaushalten ist Hochwasser nicht im Versicherungsschutz inkludiert", erläutert Gabi Riener vom Verein für Konsumenteninformation im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Eine Deckung für Hochwasserschäden gebe es erst seit einigen Jahren, und diese sei meist mit etwa 5.000 bis 7.000 Euro begrenzt, was den Versicherten oft nicht bewusst sei, so Riener. Viele Betroffene würden derzeit keinen Zugang zu ihren Versicherungsdokumenten haben. Der entstandene Schaden sollte dennoch auf jeden Fall unverzüglich gemeldet werden - die Überprüfung würde dann ohnehin durch die Versicherung erfolgen. Nach Möglichkeit sollten die Schäden auch gleich dokumentiert, also z.B. fotografiert werden, so die Versicherungsexpertin.

Der führende Schaden-Versicherer, die Allianz Elementar Versicherungs-AG, hält nach Angaben ihres Generaldirektors Wolfram Littich derzeit bei (brutto) 50 Mill. Euro Schadenssumme durch die Überschwemmungen, allerdings umfasst dies nur die Schäden der ersten Tage in Nieder- und Oberösterreich. Davon sei der Großteil allerdings rückversichert, sodass nur rund ein Fünftel die Allianz Elementar selbst treffen dürfte, sagt Littich.

Von den insgesamt vermutlich rund 100 Mill. Euro, die der Assekuranz seit Anfang Jänner bis zum vergangenen Wochenende durch Sturm, Hagelschlag und Hochwasser an Schäden entstanden sind, dürften nach Einschätzung des Versicherungsverbandes lediglich 20 bis 25 Mill. Euro auf versicherte Hochwasserschäden entfallen, die abzugelten sind, sagte Gregor Kozak vom Österreichischen Versicherungsverband gestern zur APA.

Bei Haushalts- oder Eigenheimversicherungen sei meist nur ein geringer Betrag versichert. Mit 5.000 oder 10.000 Euro könnten Hochwasser-Opfer in vielen Fällen aber zumindest die Aufräumarbeiten, eine Trockenlegung des Gebäudes oder auch die wichtigsten Sanierungen finanzieren. Ein Haus abreißen und neu aufbauen könne man mit einer derart niedrigen Elementarschaden-Abdeckung natürlich nicht. Bei Firmen hingegen sei ein Schaden durch Hochwasser meist im Rahmen einer erweiterten Abdeckung über die Feuer- bzw. Sturmschadenversicherung versichert. Doch auch Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht. "Leider sind manche Firmen nicht gegen Hochwasser versichert", so ein Sprecher der Wirtschaftskammer Perg in Oberösterreich, wo eine Reihe von Firmen große Schäden erlitten haben.

Für die Versicherungsunternehmen liegen die Schäden von 100 Mill. Euro für die ersten knapp siebeneinhalb Monate zwar spürbar über einem Normaljahr, reichen aber noch bei weitem nicht an das bisher größte Schadensjahr 2000 heran, als die heimischen Sachversicherer bis Jahresende insgesamt 352 Mill. Euro an Sturm- und kleinen Elementarschäden bezahlen mussten. 2001 waren es im Gesamtjahr 89 Mill. Euro. Daher sei es derzeit noch verfrüht, von einem insgesamt schlechten Schadensjahr zu sprechen oder aus dem Titel "Hochwasser" bereits drohende Tarif- bzw. Prämienverteuerungen zu befürchten, so Kozak.