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Hochzeit von Bits und Bildern

Von Gerald Schmickl

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Wen die Weltlage in der "ZiB 2" beunruhigt, der kann sich freitags hinterher stets von "Modern Times" (22.35 Uhr, ORF 2) wieder beruhigen lassen. Josef Broukal und seine derzeitige Sommervertretung Gisela Hopfmüller übertragen die Seriosität der ORF-Informationssendungen auf die Welt der Wissenschaften. Sie spannen ein Netz unter all das unsteuerbare Gewusel und Chaos, singen unverdrossen das Hohe Lied der Berechenbarkeiten und trösten mit dem Anschein, dass an allen Problemen dieses Planeten kundig gearbeitet wird. Was früher gesetztere Herren in weißen Labormänteln vermittelten, nämlich die Aura von wissenschaftlichem Fortschrittsoptimismus, das kommt heute salopp gekleideten jungen Menschen vor Computern zu. Sie simulieren und animieren, dass es eine Freude ist.

Ob Archäologie, Meteorologie oder Medizin, ob Hochwasser, Dürrekatastrophe oder Tumor - ganz gleich, allem entspringt eine Computersimulation. Bunte Bildchen und listige Bits vertreten die Wirklichkeit in höchst ansehnlicher Weise, inszenieren (und simulieren?) auf spielerische Art eine Lösungskompetenz per Mausklick. Während sich wissenschaftliche Forschungen und Erkenntnisse sonst meist anschaulicher Bildhaftigkeit entziehen, ist diese Form der Visualisierung für ein Medium wie das Fernsehen natürlich ideal. Darum haben sich die beiden Bildschirmmedien ja auch so innig ineinander verliebt - und "Modern Times" vermählt sie zu einem schmucken Paar einer schönen neuen Welt. Mit uns Sehern als Trauzeugen.