In Albanien finden am Sonntag die achten Parlamentswahlen seit dem Sturz des kommunistischen Regimes statt. | Sie könnten zu einem historischen Novum führen: der Bildung einer großen Koalition zwischen den Erzrivalen PS und PD.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Tirana. Die Sonne im südlichen Albanien geht schon unter, als Valbona Zylyftari ihren klapprigen, silbernen A-Klasse-Mercedes über die kurvenreiche, mit Schlaglöchern übersäte Straße steuert. Der Weg führt an duftenden Olivenhainen, saftig-grünen Obstplantagen und frisch gepflügten Feldern vorbei, bis er die mächtige Burgfestung der Stadt Berat erreicht.
Valbona Zylyftari steigt aus. Das letzte Stück bis zur Burg geht sie lieber zu Fuß. Sicher ist sicher. Zu steil geht es hinauf, zu glatt ist das Natursteinpflaster. Oben wartet man bereits auf sie. Zylyftari, 46, sommerliches Oberhemd, Designerbrille, immer ein Lächeln im Gesicht, ist in Berat nicht nur die Chefin der Sozialistische Partei Albaniens (PS). Sie ist auch die Wahlkampfleiterin in der Region, in der ihre Partei, so wie überall im Süden Albaniens, traditionell sehr stark ist. Und wo sie noch stärker werden will.
Die Nichtwähler mobilisieren
Ein symbolkräftigeres Ambiente im Endspurt vor den wegweisenden Parlamentswahlen am Sonntag in Albanien könnte es jedenfalls kaum geben: Hier, in der Burgfestung, präsentiert Zylyftari dem Publikum die Parteikandidaten in Berat. Ein Architekt ist dabei, ferner ein Arzt aus dem lokalen Spital. Die PS-Kandidaten halten flammende Reden, alle ernten kräftigen Applaus. Prächtige Stimmung unter den Sozialisten in Berat. Selbstbewusstsein pur.
"Wir wollen 5000 Wähler mehr als beim letzten Mal gewinnen", sagt Zylyftari. Gelänge dies, würde die PS wohl fünf von sieben Parlamentariern in der Region Berat stellen, einen mehr als beim letzten Urnengang. Die PS-Strategie lautet heuer: Noch mehr Jungwähler, aber vor allem möglichst viele Nichtwähler der Wahl 2013 für sich mobilisieren. Das Reservoir der Nichtwähler anzuzapfen hat durchaus Sinn. Denn die Wahlbeteiligung lag in Berat 2013 bei nur rund 50 Prozent.
Seit Mitte 2013 regiert die PS, Parteifarbe Lila, nach einer für sie langen Durststrecke in der Opposition wieder. Zylyftari glaubt, die PS-Regierung in Tirana habe besonders Berat, das seit 2008 zum Unesco-Welterbe gehört, gutgetan. Zahlreiche Gebäude in der Stadt der tausend Fenster seien renoviert worden, auch gäbe es nun eine 800 Meter lange Fußgängerzone und endlich auch eine Kläranlage. "Wir setzen voll auf den Tourismus", sagt die PS-Frau. Berat habe enormes Potenzial, Besucher aus der ganzen Welt anzulocken.
Das muss es wohl auch. Denn nach dem Zusammenbruch des Kommunismus Anfang der 90er Jahre im damals fast völlig isolierten Albanien wurden die meisten Fabriken in Berat stillgelegt. Stattdessen schießen jetzt hier schicke Hotels wie Pilze aus dem Boden und aus leer stehenden Gebäuden werden schmucke Gästehäuser. "Unsere Regierung fördert gezielt diese Investitionen", betont Zylyftari. Sie lächelt irgendwie noch sanfter, als sie das sagt. Als die Demokratische Partei (PD), der konservativ-liberale Gegenspieler der PS, Albanien regierte, sei in Berat hingegen alles viel schlechter gewesen. Denn damals seien kaum Gelder von der Zentralregierung in Tirana hierher geflossen. Den Grund dafür glaubt Zylyftari zu kennen. "Die PD hat uns dafür bestraft, das in Berat die PS dominiert", sagt sie.
"Rama hasst uns"
Drei Autostunden entfernt, in der Stadt Shkodra, ganz im Norden Albaniens, steckt auch Ramiz Coba im heißen Wahlkampf. Coba gehört zur PD, deren Parteifarbe Blau ist. Gerade hat er auf offener Straße in Shkodra zu Geschäftsleuten und Pensionisten gesprochen. Sein Motto: "Wählt die PD! Sonst haben wir Einwohner von Shkodra keine Zukunft." Coba, 56, kurze Haare, bullige Figur, ist das "blaue" Pendant zu Valbona Zylyftari in Berat. Er ist PD-Chef in Shkodra, einer Hochburg der Partei im ohnehin traditionell "blauen" Norden Albaniens.
In seinem weitläufigen Büro in der blau gestrichenen PD-Zentrale lässt Coba an der PS-Regierung in Tirana kein gutes Haar. In den ersten drei Monaten ihrer Amtszeit habe die PS alleine in Shkodra 700 Beamte entlassen, poltert er. Natürlich alles nur PD-Leute. Getreu dem Motto: Lila feuert Blau. "Wir haben in unserer Regierungszeit auch Fehler begangen", räumt Coba zwar ein. "Aber so etwas haben wir nicht getan."
Zudem habe die PS die Steuern auf breiter Front erhöht, klagt Coba. "Das ruiniert auch diejenigen Geschäftsleute, die sich bisher noch irgendwie über Wasser halten konnten." Heute müsse man sich fragen, wer hier überhaupt noch Arbeit hat.
Die PD strebt Coba zufolge hingegen massive Steuersenkungen an. Ihr Credo: Mehrwertsteuer runter, Einkommensteuer runter, Gewinnsteuer runter. "Das PD-Programm hat den Segen von Frau Merkel", unterstreicht Coba. Klingt so, als sei schon alleine der Umstand, dass die albanische PD eine Schwesterpartei der deutschen CDU ist, ein grandioses Qualitätsmerkmal. Fast schon lapidar erzählt Coba auch, worauf die EU beim Beitrittskandidaten Albanien zuerst hinwirken müsse, um das Land fit für die EU zu machen: "Die Haie müssen weg."
Wen meint er damit? "Haie sind zuerst die Führer der anderen Parteien. Haie sind aber auch die korrupten Staatsanwälte und Richter. Oder der Polizeichef, der Rauschgiftkriminelle laufen lässt", sagt der Lokalpolitiker. Er habe nie gesagt, dass nicht auch in der PD Haie ein mitunter ideales Biotop gefunden hätten. Nur: "Unsere Haie waren weniger - und kleiner."
Dem albanischen Haifischbecken zum Trotz hat es vor diesen Wahlen allerdings kaum Auseinandersetzung gegeben. "Der Wahlkampf verläuft diesmal sehr ruhig", konstatiert auch Coba. Doch nicht alles verläuft seiner Meinung nach so sauber, wie es den Anschein hat. "Wir haben Informationen darüber, dass unsere politischen Gegner Stimmen kaufen", wettert Coba. Für jede Stimme gäbe es 50 bis 100 Euro. In Albanien, einem der ärmsten Länder Europas mit einem Durchschnittslohn von 430 Euro pro Monat, ist das kein Trinkgeld.
Was schon im fernen Berat im Süden zu hören war, beklagt auch Ramiz Coba in Shkodra ganz im Norden. Nur umgekehrt. Seit 2013, also seit der Machtübernahme durch die PS unter Premier Edi Rama, erhalte Shkodra vom Staat keine Hilfe. "Wenn sie die Bürger in Shkodra fragen, dann sagen sie: Edi Rama hasst uns", sagt der 56-Jährige.
Wer Coba aber auch auf die Palme bringt, ist der Juniorpartner in der PS-Regierung, die sozialdemokratische LSI, Parteifarbe Rot, eine Abspaltung der PS. Denn diese würde ihren Wählern wieder einmal vor allem eines versprechen: Staatsjobs.
"Hier! Sehen Sie." Coba nimmt sein Smartphone in die Hand. Er spielt ein Video der LSI ab. Die Roten versprechen darin "Jobs im Gefängnis". 430 Stellen in einer Haftanstalt unweit von Shkodra seien zu besetzen, prahlt die LSI. Wer LSI wähle, könne offenbar bevorzugt werden, eine der begehrten Stellen im Knast zu ergattern, so die mehr oder minder unverhohlene Botschaft.
"Wir halten unsere Versprechen"
Anisa Bahiti, lässt das alles total kalt. Genüsslich schlürft sie in einem Café in Elbasan, einer Großstadt in Zentralalbanien, aus einer Tasse Mokka. Bahiti ist hier LSI-Kandidatin für die Parlamentswahlen. Die anderen Parteien seien doch nur auf die LSI neidisch, weil sie vor allem von den Jungen Zulauf bekäme, ätzt sie. Daher die bösen Anschuldigungen der anderen, die LSI sorge sich angeblich nur darum, ihre Funktionäre und Wähler im großen Stil mit Staatsjobs auszustatten. So ganz kann Bahiti die Vorwürfe aber nicht widerlegen. Eher vieldeutig meint sie: "Alle Parteien in Albanien machen doch vor Wahlen Versprechungen. Aber nur wir halten sie auch. Besonders gegenüber unserer Jugend."
Selbst war Bahiti bisher vor allem im staatlichen Sektor tätig. Die studierte Historikerin und Philosophin hatte zunächst bei der staatlichen Postgesellschaft gearbeitet, nun ist sie in der Hauptstadt Tirana bei der Hypotheka, dem Grundbuchamt, beschäftigt. "Ein toller Job", findet die erst 26-Jährige. Und reichlich Zeit für den anstrengenden Wahlkampf in Elbasan hat Bahiti offenbar auch.
Zeit und vor allem Lust, an vorderster Front um jede Stimme für die Roten zu buhlen, indem er abwechselnd oder in einem Aufwasch gegen Blau und Lila wettert, hat offenbar auch LSI-Gründer Ilir Meta. Dass ausgerechnet der passionierte Wahlkämpfer Meta ab dem 24. Juli das Amt des Staatspräsidenten in Albanien bekleiden wird, findet Bahiti überhaupt nicht problematisch. Im Gegenteil: Sie schwärmt so sehr von ihm, als sei Meta kein Politiker, sondern ein Popstar. "Wir lieben ihn so sehr. Er hat diesen Spirit. Wir lieben auch seine Frau Monica so sehr. Sie ist eine so starke Frau, so voller positiver Kraft. Sie beschützt uns alle. Sie gibt der Jugend Albaniens so viel Power."
Keine Jobs zum Überleben
Ganz und gar nicht ins Schwärmen gerät hingegen Dashamir Dervishi, wenn er an die einheimische Polit-Elite denkt. Dervishi sitzt an diesem warmen Morgen auf den Stufen vor der "Opera" im Herzen Tiranas. Er liest die Sportzeitung "Ekspres", die er nicht nur täglich kauft, sondern auch sammelt. "Ich habe schon 9000 Exemplare zusammen", sagt er mit sichtlichem Stolz.
Der 39-Jährige kann sich derzeit in aller Ruhe seiner täglichen Lektüre widmen. Er ist arbeitslos. "Natürlich will ich eine Arbeit haben. Ich bin kein Faulpelz. Aber ich finde nur Jobs für 150 Euro im Monat." Damit, so beteuert Dervishi, komme man auch im vergleichsweise billigen Albanien definitiv nicht über die Runden. Er lebe noch bei den Eltern. So wie viele auch nicht mehr so junge Albaner. Richtig sauer ist Dervishi auf die Regierung Rama aber aus einem ganz anderen Grund. Der Kleinstadt-Klub Kukes nahe der Grenze zum Kosovo steige heuer in Albaniens Fußball-Oberhaus auf. Dank Rama, wie Dervishi behauptet. Sein Verein aus der Hauptstadt Tirana, für den Rama hingegen nichts übrig habe, sei abgestiegen. "Lila Regierung, lila Fußball-Liga", möchte man spontan meinen.
Demonstratives Desinteresse an den Wahlen zeigt wiederum Era Pengu. Die Geschäftsfrau schmiss ihren sicheren Job bei einer Bank hin. Seither betreibt sie einen Shop für Naturprodukte in Tiranas Nobel-Viertel Blloku. "Ich brauchte einen neuen Kick in meinem Leben", sagt Pengu. Über Rama, Meta und Co. will sie lieber nicht viel sprechen. "Ich interessiere mich mehr für Yoga als für Politik", sagt sie in der Mittagspause in einer Smoothie-Bar in Blloku. Dementsprechend hat sich Pengu auch noch nicht entschieden, ob sie überhaupt wählen gehen wird. "Wenn überhaupt, dann würde ich eine kleine, grüne Partei wählen", sagt sie. In jedem Fall müssten die Politiker die Korruption besser bekämpfen.
Dass die Seuche der Korruption unverändert in weiten Teilen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Albanien grassiert, ist unstrittig. Das kann auch Adgert Fejza bestätigen. Und zwar aus erster Hand. Der 29-Jährige hat schon früh begonnen, in den zahlreichen Bars und Nachtklubs in Tirana zu jobben. Die Privatschule in Tirana, die er besucht habe, hätte er eigentlich nicht abschliessen können. Kein Interesse. Zu wenig Schlaf. Doch sein Vater bestach den Schuldirektor. 1500 Euro hat das gekostet. "Ich hatte das Geld nicht", sagt der junge Mann. "Mein Vater schon. Er hat das Geld gegeben." Nach dem Deal konnte Fejza nach Belieben den Unterricht schwänzen. Die Matura bekam er dennoch. Einfach so. "Ich bin kein Einzelfall. Das machen viele aus meiner Generation", offenbart Fejza. Gebracht hat es ihm aber nicht viel. Nun ackert der hagere Albaner in einem der unzähligen Call Center in Tirana. Er verkauft Finanzdienstleistungen. Für 300 Euro Grundgehalt plus Boni, je nach Umsatz.
Volkssport Lotteria
Olti Joca, Anfang 30, will derweil nur eines: "Bloß weg." Er betreibt einen Friseursalon in Tiranas Zentrum. Der klassische Haarschnitt kostet bei Joca 300 Lek, umgerechnet 2,50 Euro. "Die Politiker kümmern sich doch nur um ihre Familien, Freunde und Bekannte. Wir einfachen Leute bleiben auf der Strecke", moniert er. Früher habe er Sali Berisha, den charismatischen PD-Übervater, gewählt. An dessen Nachfolger Lulzim Basha glaube er nicht.
Jocas Traumziel sind die USA. Um die Zelte in Tirana abzubrechen, braucht er aber die berühmte Green Card, mit der er in den USA auch leben und arbeiten darf. Das Zauberwort in Albanien lautet dafür: "Lotteria". Mehrere tausend Green Cards werden von den US-Behörden verlost. Nur für Albaner. Jahr für Jahr. Nur Glück zu haben reicht aber auch nicht. Man muss auch ein Gespräch absolvieren. Erst wenn der Kandidat auch diese Hürde nimmt, erhält er die Green Card. Auch Joca hat es versucht. Ohne Erfolg. Kein Wunder: Hunderttausende Albaner nehmen Jahr für Jahr an dem Verfahren teil. Die Teilnahme an der "Lotteria" ist in Albanien Volkssport. Das Prinzip: Hoffnung.
Begeisterte Rama-Anhänger
Sali Berisha, für den sich auch Joca begeistern konnte, hatte bei den Parlamentswahlen 2013 klar gegen Edi Rama und seine PS verloren. Die Sozialisten holten damals 41,4 Prozent der Stimmen und 65 Mandate, was zusammen mit den 16 Sitzen der LSI für eine Mehrheit im Parlament reichte. Der Erzrivale PD kam hingegen nur noch auf knapp 32 Prozent der Stimmen und 50 Sitze.
Dass Rama noch immer begeistern kann, zeigt sich auch bei einem Auftritt in der Stadt Korca. Dort steht der 52-jährige Ex-Basketball-Nationalspieler, der auch ein international anerkannter Maler ist, mit offenem Hemd auf einem Podest vor der riesigen orthodoxen Kirche. Ein halbes Dutzend Reden hat er heute schon gehalten. Dennoch wirkt Rama so, als sei es seine erste.
In seiner Ansprache skizziert der Ministerpräsident seine Vision eines modernen Albaniens. Konkret heißt das: mehr Berufsausbildung, weniger Studenten, eine Justizreform, weitere Reformen in der Administration, Kampf gegen die Korruption. "Wir brauchen eine Revolution, um diese Dinge durchzusetzen! Sonst kommt kein Auslandsinvestor nach Albanien", ruft er in die Menschenmenge. Ob jung oder alt, seine Fans sind verzückt. "Edi Rama, Edi Rama", skandieren sie.
Das Ende der Zersplitterung
Bei den aktuellen Parlamentswahlen hat Rama sogar die Chance, die absolute Mehrheit zu gewinnen. "Ich glaube, er hat das Zeug dazu", meint der renommierte Journalist und Politikexperte Shpetim Nazarko. "Rama ist ein raffinierter Politiker." Auf dem Balkan kann man kaum mehr Lob ernten.
Herausforderer Lulzim Basha, der eher wie ein Leiter einer Sparkassen-Filiale als ein aussichtsreicher Kandidat für das Premierministeramt wirkt, kann Rama aus Nazarkos Sicht nicht das Wasser reichen. Zudem sei Bsahas PD bis heute diskreditiert, nachdem sie Albanien 2013 in einem desolaten Zustand übergeben habe.
Politischen Beobachter wie Nazarko zufolge steuert Albanien mit den Wahlen aber in jedem Fall auf ein reines Zweiparteiensystem zu. Die vielen kleineren Parteien haben schon viel Macht verloren, nachdem die Zahl der Kommunen in Albanien auf nunmehr 60 radikal reduziert wurde. Die Provinzfürsten, die nicht lila oder blau sind, kämpfen seitdem gegen das politische Aus. Nun geraten die Klein-Parteien auch bei den Parlamentswahlen unter Druck. Das gilt vor allem für die LSI. Sie hat durch ihr gewieftes Taktieren bis 2013 mit der PD regiert, um hernach mit der PS ein Regierungsbündnis zu bilden. Den beiden Großparteien konnte die LSI in den vergangenen Jahren so immer mehr Wähler abringen. "Die goldenen Zeiten für die LSI sind aber vorbei. Die Großparteien wollen diejenigen Wähler wieder zurück, die sie an die LSI verloren haben", sagt Politikexperte Nazarkou.
Da offenbar auch die Bereitschaft sinkt, der LSI noch einmal die Rolle des Königsmachers zu überlassen, steht nun erstmals auch eine große Koalition im Raum, was für Albanien mit seiner traditionell starken Polarisierung ein Quantensprung wäre. Die Befürworter eines Bündnisses aus PS und PD argumentieren, dass sich eine so geformte lila-blaue Regierung erstmals auf eine breite politische und gesellschaftliche Mehrheit stützen könnte. Und diese sei in Albanien unabdingbar, um die essenziell nötigen, tiefgreifenden Reformen endlich durchzubringen.
Valbona Zylyftari, die unermüdliche PS-Frau aus Berat, sieht das alles anders. Sie hat zum Abendessen in ein Lokal in der Burgfestung in Berat geladen. "Wir wollen 71 Sitze. Dann können wir alleine regieren. Ohne die LSI - und natürlich ohne die PD", sagt sie. "Und dann können wir allen zeigen, was wir alleine für Albanien schaffen können." Lila Albanien eben - ohne andere Farbtupfer.