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Hofburg-Rennen als Spaziergang

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Fischer ohne echte Konkurrenz. | Debatten um Sager von Rosenkranz. | Ein völlig unbekannter Dritter. | Kritik an der ÖVP. | Wien. Spätestens wenn Innenministerin Maria Fekter am Sonntag kurz nach 19 Uhr das vorläufige Endergebnis der Bundespräsidentenwahl bekannt gibt, ist auch dieser Wahlkampf Geschichte. Er wird als einer der unspektakulärsten in die Geschichte eingehen. Schon vor der Wahl steht mit Amtsinhaber Heinz Fischer der Wahlsieger so gut wie fest. Umfragen sehen ihn mit rund 80 Prozent der Stimmen deutlich voran. Die Herausforderer, Barbara Rosenkranz (FPÖ) und Rudolf Gehring (Christen-Partei), gelten als chancenlos.


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Nichtsdestotrotz ist Gehring auch heute, Samstag, noch im Einsatz. Er besucht mit Kindern und Jugendlichen den Tiergarten Schönbrunn. Heinz Fischer und Barbara Rosenkranz hingegen haben ihre Wahlkämpfe schon am Freitagnachmittag beendet.

Fischer zelebrierte sein Kampagnen-Ende quasi als Heimspiel und lud in den großen Festsaal der Wiener Hofburg. In Anwesenheit von viel SPÖ-Prominenz - unter anderem waren Bundeskanzler Werner Faymann und Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zugegen - warb Fischer, der sich stets als überparteilichen Kandidaten präsentierte, ein letztes Mal in eigener Sache.

Während Fischer in der Hofburg sprach, beging Barbara Rosenkranz ihr Wahlkampffinale am Ballhausplatz davor. Im Gegensatz zur Auftaktveranstaltung in St. Pölten vor zwei Wochen, als Heinz-Christian Strache "aus familiären Gründen" fehlte, war der FPÖ-Chef diesmal mit von der Partie.

Wie schon beim Wahlkampfstart war auch die Abschlusskundgebung der freiheitlichen Kandidatin von einer Protestkundgebung begleitet. Rund 150 Personen demonstrierten am Heldenplatz gegen Rosenkranz und die FPÖ. Davon ließ sich die resolute niederösterreichische Landesrätin aber nicht aus der Ruhe bringen.

Von der Partei im Stich gelassen

Dass Strache diesmal dabei war, ändert nichts an dem Eindruck, der bei vielen Beobachtern entstand, dass die Partei ihre Kandidatin während des Wahlkampfs im Stich gelassen hat. So reagierte das Generalsekretariat nur zögerlich, als Rosenkranz wegen ihrer unklaren Haltung zum Dritten Reich medial unter Beschuss geriet. "Unter einem Gernot Rumpold (früherer FPÖ-Generalsekretär, Anm.) hätte es das nicht gegeben", so ein Insider. Schließlich musste Rosenkranz auf Druck der "Kronen Zeitung" eine eidesstattliche Erklärung abgeben, in der sie sich "entschieden von der Ideologie des Nationalsozialismus" distanzierte. Trotzdem erhielt die anfängliche Begeisterung des Kleinformats für die FPÖ-Kandidatin durch die Affäre einen erheblichen Dämpfer.

Die Debatte um Rosenkranz’ Einstellung zur Zeitgeschichte war einer der wenigen Höhepunkte eines Wahlkampfs, in dem nie Spannung aufkam. Seit die ÖVP am 25. Februar ihren Verzicht auf eine Kandidatur bekannt gab (eigentlich schon davor), steht Heinz Fischer als Sieger fest. Das Rennen um die Hofburg ist zu einem Spaziergang geworden. Die Frage ist nur, wie deutlich der Sieg des 71-Jährigen ausfallen wird.

Weil von den anderen Kandidaten niemand Fischer gefährlich werden kann, drohen nur noch eine geringe Wahlbeteiligung oder zu viele ungültige Stimmen seinen Triumph zu trüben. Die Wahlbeteiligung dürfte Umfragen zufolge mit 50 bis 60 Prozent einen historischen Tiefststand erreichen. Aber auch an ungültigen Stimmen könnte es einen Rekord geben, nachdem führende ÖVP-Politiker wie Klubobmann Karlheinz Kopf oder Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich erklärt hatten, weiß (also ungültig) zu wählen.

Diese Ankündigungen wurde von verschiedenen Seiten als Empfehlung zum Weiß-Wählen interpretiert (was die ÖVP stets dementierte) - und zu scharfen Attacken gegen die ÖVP genutzt. So kritisierten die Grünen, die nach einem eigenen Hearing mit Fischer (eine Premiere) eine offizielle Wahlempfehlung für den Bundespräsidenten abgaben, mit ihrer Äquidistanz zu Fischer und Rosenkranz würde die ÖVP den Nationalsozialismus verharmlosen.

Kein TV-Duell mit Fischer

Dass das Hofburg-Rennen so unspektakulär war, lag unter anderem auch daran, dass Fischer als schon im Vorhinein so gut wie feststehender Gewinner keine Spannung aufkommen ließ. TV-Konfrontationen verweigerte er unter Hinweis darauf, dass sich das für einen amtierenden Bundespräsidenten nicht zieme. Somit mussten sich die Fernsehstationen mit Rosenkranz und Gehring begnügen.

Auch Fischers Wahlplakate waren nicht gerade angetan, die Massen zu begeistern. Der Slogan "Unser Handeln braucht Werte" ist vielen zu unverbindlich - andere wiederum sagen: "typisch Fischer". Doch immerhin hatte der Bundespräsident die Plakate für sich alleine, während man bei Rosenkranz-Plakaten öfter das Konterfei von Parteichef Strache sah als das der Kandidatin.

Rudolf Gehring wiederum verzichtete ganz auf Plakate - wohl mit ein Grund dafür, dass er auch nach dieser Wahl den meisten völlig unbekannt bleiben wird.