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Van der Bellen warnt vor einem "blauen" Österreich.
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Wien. Im Kampf um das höchste Amt im Staat schlägt nun Bundespräsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen (72) ungewohnt harte Töne an. "Ich möchte nicht, dass Österreich das erste Land der Welt ist, an dessen Spitze ein deutschnationaler Burschenschafter steht", warnte er am Donnerstag vor einem Sieg des FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer (45) "in der wichtigsten Wahl der Zweiten Republik".
"Hofer oder ich - das ist eine Richtungsentscheidung", so Van der Bellen, der sich offiziell als unabhängiger Kandidat beworben hat, aber tatkräftig von den Grünen unterstützt wird. Die Wähler sollten sich bei der Stichwahl am 22. Mai die Frage stellen, ob sie eine "blaue" Republik wollen, sollte Norbert Hofer eine Neuwahl vom Zaun brechen und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als Bundeskanzler installieren. Dieser schade dem Ansehen Österreichs im Ausland und agiere jetzt schon wie der "Elefant im europäischen Porzellanladen". Van der Bellen kritisierte vor Journalisten auch bestimmte Bemerkungen, die Hofer und andere FPÖ-Politiker im Wahlkampf fallen gelassen haben: "Ist das die Sprache, die wir innenpolitisch brauchen?"
"Wie der Schnittlauch auf der rot-schwarzen Suppe"
Diese angriffslustige Art ist man von dem stets bedächtig, manchmal auch behäbig wirkenden Van der Bellen nicht gewohnt. "Hofer zu attackieren, ist eine Gratwanderung. Van der Bellen riskiert damit, dass sein neuer Ton nicht ankommt", sagt Politikberater Thomas Hofer zur "Wiener Zeitung". Er habe diesen Schwenk schon früher erwartet, gleich nach dem Ergebnis der Vorwahl am 24. April, bei der Hofer rund 1,5 Millionen (35,1 Prozent) und Van der Bellen 913.000 (21,3 Prozent) Stimmen erhalten hatten.
Van der Bellen müsse seiner Ansicht nach auch inhaltlich in die Offensive gehen und "Themen pushen", rät Hofer. Er sollte den politikverdrossenen Wählerinnen und Wählern vermitteln, dass auch er die derzeitige Bundesregierung nicht weiter werken lassen werde wie bisher, und zwar ernsthaft und sachlich. Van der Bellen "muss etwas unternehmen, wenn er nicht wie "der Schnittlauch auf der rot-grünen Suppe" daherkommen und die Rolle als "Kandidat des Establishments" einnehmen wolle.
Dringender Appell,zur Wahl zu gehen
"Jeder, der mich nicht leiden kann, aber Hofer noch viel weniger, den bitte ich, zur Wahl zu gehen und ein Auge zuzudrücken", wirbt Van der Bellen um Stimmen. "Bitte gehen Sie wählen, und wählen Sie nicht weiß", ersucht auch Wahlkampfleiter Lothar Lockl. Laut Politikberater Hofer wird das Wahlergebnis auch davon abhängen, ob man Wähler aus dem Griss- oder Khol-Lager, die nicht mehr zur Stichwahl gehen wollen, zum Urnengang motivieren kann.