"Ich hoffe, dass wir mindestens sechs Mandate bekommen." Für Hannes Swoboda, den Spitzenkandiaten der SPÖ fürs EU-Parlament, wäre jedes Ergebnis unter dieser selbstgelegten Latte eine sehr große Enttäuschung.
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Swoboda kommt zum Wahllokal in der Leopoldstadt in Wien mit seiner Lebensgefährtin Gitti Ederer. Er wirkt angespannt und gibt zu, nervös zu sein. "Bis zum letzten Tag glaubt man, noch etwas bewirken zu können. Danach setzt die Nervosität ein."
Er ist vom Stil des Wahlkampfs und den Attacken, die in den letzten Wochen vor allem von der FPÖ gegen ihn geritten wurden, getroffen. Die Bezichtigung Jörg Haiders, wonach der rote Funktionär wegen seines Briefes zur Zeit der Sanktionen ein Vaterlandsverräter sei, ist für Swoboda ein Schlag, der unter der Gürtellinie treffen sollte. Doch er interpretiert ihn auch als letzte Verzweiflungstat des Kärntner Landeshauptmannes, der zusehen müsse wie ihm vor dem Votum die Wähler in Richtung Hans-Peter Martin abhanden kommen.
Enttäuscht ist der SP-Frontman vielmehr von der ÖVP und seiner von ihm geschätzten Kollegin im EU-Parlament Ursula Stenzel, die ebenfalls - wenn auch auf viel subtilere Weise - die Sanktionskeule mitgeschwungen hat. Swoboda ist überzeugt, dass die Volkspartei daraus einen Nutzen ziehen konnte. "Die Sanktionen in Verbindung mit meiner Person wieder anzusprechen, hat dem rechten Lager bei der Mobilisierung noch ordentlich geholfen."
Die SPÖ hätte insofern davon profitiert, dass Stammwähler, die sonst zuhause geblieben wären, doch zu den Urnen gingen. Zwischen SPÖ und ÖVP rechnete er mit einem knappen Rennen. Dass sein einstiger Parteikollege Hans-Peter Martin den Einzug ins Parlament schafft, war für ihn aufgrund der SP-internen Umfragen absolut sicher.