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Hoffen auf die Wiederkehr

Von Gregor Kucera

© WZ-Collage (Bildmaterial: getty / wenmei Zhou, stock.adobe.com / 5LiMi)

Kassetten, Pocken, Neon, Furby, Schweißbänder und Vinyl: Dinge, die plötzlich verschwanden und dann unverhofft doch wiederkehrten - manchmal leider, oft glücklicherweise.


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Mit Dingen, die verschwinden, ist es so eine Sache. Manche vermisst man gar nicht. Von einigen weiß man gar nicht, dass es sie nicht mehr gibt. Andere fehlen einem erst, wenn man sie wieder vor Augen geführt bekommt und an sie denkt. Und dann gibt es jene Gegenstände, die sofort fehlen, denen man nachtrauert und die dann doch auf einmal wiederkehren.

Immer wieder hoffen

Auch mit der Hoffnung ist es so eine Sache. Man hofft und hofft und dann zerplatzen die Träume und dann hofft man doch noch weiter. Lange haben wir gehofft, dass die gedruckte "Wiener Zeitung" nicht verschwinden wird. Die Hoffnung lebt tatsächlich bis zur letzten Ausgabe, auch wenn es der Kopf schon verstanden hat. Und dann hofft man auf eine Wiederkehr, wenn die politische Landschaft sich geändert hat und Menschen Entscheidungen treffen, denen das eigene Hemd und die eigene Klientel weniger wert sind als das Allgemeinwohl und ein Kulturgut. Dass diese Hoffnung nicht platzen muss, zeigen einige Beispiele in der Geschichte - sie alle waren einmal weg und kamen dann doch wieder.

Kassetten, Schallplatten und analoge Fotografie wären etwa solche Beispiele. Natürlich, nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich, diese Dinge waren genau genommen niemals ganz weg, aber fast. Nun sind sie wieder da und erobern sich langsam, aber sicher wieder Marktanteile und Aufmerksamkeit zurück. Und gerade in diesem Bereich zeigt sich, dass künstliche Limitierung des Angebots und wachsende Nachfrage zu viel zu hohen Preisen führen - aber das ist eine andere Geschichte. Bands und Künstler, die in Vergessenheit geraten waren, feiern ihre Rückkehr, vor allem wenn sie in Film, Fernsehen und Serien auf einmal wieder gespielt werden.

Wer hätte in den 90er-Jahren gedacht, dass es einen Batman-Film braucht, damit Niravana im Jahr 2022 wieder in die Hitparade kommt. Wer hätte überhaupt gedacht, dass man Nirvana vergessen könnte oder Elvis oder Queen? Immer kürzer werden auch die Zeitspannen, in denen Design, Mode und Stil früherer Jahre wiederkehren: Neon, Schweißbänder und Aerobic etwa. Die 80er sind zwar schon eine geraume Zeit vergangen, aber schneller wiedergekommen, als man gedacht hatte. Auch am Spielzeugmarkt herrscht ein schnelles Verschwinden und manchmal eine überraschende Renaissance.

Holzspielzeug und Furby

Ein Beispiel aus Österreich wäre hier Matador. Das beliebte Holzspielzeug verschwand und kehrte doch nochmals zurück. Nun kündigte der Spielzeughersteller Hasbro an, dass er seine interaktive Spielfigur Furby zurückbringen wird. Furby wurde 1998 veröffentlicht und erlangte Kultstatus. Das Wesen entwickelt, einmal eingeschaltet, ein Eigenleben und reagiert auf Sprache und Streicheleinheiten mit Lauten und Worten in einer eigenen Kunstsprache (Furbish).

Schauspieler, Helden ihrer Generation und unvergessliche Stimmen, sie verstummen und werden auf einmal wiederentdeckt. Quentin Tarantino war so ein Wiederentdecker - sowohl was Musik, aber auch was Schauspieler betrifft. Spielkonsolen und Spieleklassiker - für eine Runde auf Segas MegaDrive oder Nintendos SuperNES wäre auch ein guter, alter Röhrenfernseher vonnöten, Plattenspieler, Videorekorder oder Walkman. Was es nicht alles gab.

Außer Kunst, Kultur und Spiel, was braucht es noch zum Leben? Genau: Essen. Daher ist auch in diesem Bereich immer wieder ein stetes Kommen und Gehen von Produkten zu beobachten. Legendär die Rückholaktion für das Eskimo-Eis "Paiper". War weg, wieder da und wieder weg. Ebenso wie so manche Krankheiten. Sicherlich, die bräuchte man nicht, aber erklären Sie das doch den Impfgegnern. Ein bisschen Masern, Pocken, Wundstarrkrampf, haben sie uns geschadet? Ah, ja, daher mögen sie bald wieder verschwinden.

Es bleibt somit immer auch der Wunsch, der zwischen Bekanntem und Neuem pendelt. Es scheint, das Leben ist ein Kommen und Gehen. Ein Hoffen und Warten. Am Anfang ist man enttäuscht, am Ende erfreut. In diesem Sinne - möge die "Wiener Zeitung" wiederkehren.