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Gipfel mit höchster Sicherheitsstufe. | Eindeutiges Paket für Teheran. | Wien. "Da könnt´ ma ja glauben, der Papst persönlich is da", empörte sich eine Anrainerin über die rigorosen Sicherheitsvorkehrungen rund um den Tagungsort des gestrigen Iran-Sondergipfels, die britische Botschaft im dritten Wiener Gemeindebezirk.
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In der heiklen Phase des Atomkonflikts lud die Britische Botschaft zu einem "tête à tête" auf höchster Ebene. Wien wurde wieder einmal das Zentrum der Weltdiplomatie. Von US-Außenministerin Condoleezza Rice bis über EU-Chefdiplomat Javier Solana und die Spitzendiplomaten Deutschands, Frankreichs, Großbritanniens, Chinas und Russlands - alle waren sie gekommen, um ein konkretes Verhandlungspaket mit klaren Anreizen und Strafen für den Iran zu schüren.
Neue Vorzeichen
"Irangipfel" dieser Art hatte es in der jüngsten Vergangenheit ja mehrere gegeben, nur mit dem Unterschied, dass das gestrige Sondertreffen unter "neuen" Vorzeichen stattfand. Zunächst wurde die "Neudefinition" der iranisch-amerikanischen Beziehungen bestätigt. Der als Hardliner geltende UN-Botschafter der USA, John Bolton, traf im Vorfeld des Gipfels am Mittwochabend seinen iranischen Amtskollegen Javad Zarif (erster Kontakt dieser Art nach 27 Jahren!), um ihm das neue Angebot seiner Chefin, Außenministerin Rice, für Direktgespräche mit Teheran zu erläutern.
US-Präsident George W. Bush schaltete sich selbst ein und bemühte sich in mehreren Telefonaten mit seinen russischen und chinesischen Kollegen, um für eine einheitliche Linie gegenüber Teheran - inklusive etwaigen Sanktionen - zu werben. Schließlich wurde allgegenwärtig Optimismus versprüht, diesmal unbedingt zu einem eindeutigen Ergebnis kommen zu wollen - bestätigt durch die Ankündigung Teherans, wieder mit der EU verhandeln zu wollen. Nicht neu hingegen waren die Sanktionsdrohungen gegen den Iran, die Rice vor dem Treffen erneuerte.
Dann war es endlich so weit. Nachdem einige Chefdiplomaten - unter anderem Rice - vor dem heiklen Gipfel noch von Außenministerin Ursula Plassnik empfangen worden waren, trafen die Delegationen nach 16 Uhr im britischen Botschaftsgebäude ein.
Test für Bush-Besuch
Für Wiens Polizei war dieser "Massenauflauf" von Spitzenpolitikern die Generalprobe für den kommenden Besuch von US-Präsident George W. Bush. Dementsprechend gründlich waren daher auch die Vorkehrungen für den Sondergipfel: Personenschutz durch die Cobra in Absprache mit den eigenen Sicherheitsteams der Politiker, Hoteldurchsuchungen und ein Platzverbot rund um die britische Botschaft. Sogar Journalisten wurde der Zutritt - so sie nicht direkt bei der britischen Botschaft vorgemerkt waren, verweigert. "Alles wurde zwischen der britischen Botschaft und der Bundespolizeidirektion Wien genauestens abgestimmt, um eine optimale Sicherheit der Politiker gewährleisten zu können", erklärte Einsatzleiterin Isabella Wintersteiger gegenüber der "Wiener Zeitung". Zugangsberechtigt waren nur Personen, die mit dem Treffen in Zusammenhang standen, Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes, des Rettungsdienstes, der Feuerwehr und Anrainer.
Die mehrstündigen Verhandlungen waren von einer betont freundschaftlichen Atmosphäre geprägt. Passend dazu einige Sonnenstrahlen über dem Botschaftsviertel.