Zum Hauptinhalt springen

Hoffen auf Vastic & Co

Von Walter Hämmerle

Politik

Paierl: Mangelnde Offenheit schwere Zukunftshypothek. | EU als Magnet für Unqualifizierte. | Wien. Zahlen beschreiben am besten Europas Dilemma bei der Zuwanderung.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In den USA sind 55 Prozent der Einwanderer qualifiziert, in der EU 5 Prozent, 85 Prozent dagegen sind unqualifiziert - in den USA nur 5 Prozent. Und Österreich nimmt hier unter allen OECD-Staaten den letzten Platz ein.

Österreich Schlusslicht

Mit diesen Zahlen untermauerte am Montagabend beim Trialog von Management Club (MC), "Wiener Zeitung" und der PR-Agentur GPK zum Thema "Zuwanderung jetzt" MC-Präsident Herbert Paierl seine Forderung nach einer Kehrtwende in der Zuwanderungspolitik: "Wir brauchen diese qualifizierten Menschen", so Paierl, "um unseren Wohlstand angesichts des demografischen Wandels auch in Zukunft sicherzustellen".

Lernen könne man etwa von den klassischen Einwanderungsländern USA und Kanada, aber auch von Irland - die Grüne Insel verfügt etwa dank eines mit EU-Geldern angetriebenen Entwicklungsschubs über einen Qualifizierten-Anteil von rund 50 Prozent bei Zuwanderern. Oder man riskiert auf der Suche nach Vorbildern einen Blick weit zurück in die Geschichte:

Für den Wiener Kulturhistoriker Gottfried Liedl stellt nämlich die iberische Halbinsel vom 13. bis zum 15. Jahrhundert ein integrationspolitisches Erfolgsmodell dar. Spaniens damalige Blüte sei der enormen Durchlässigkeit der kulturellen und politischen Grenzen zwischen Christentum, Islam und Judentum zu verdanken gewesen.

Für Paierl fällt Europa und insbesondere Österreich in Sachen Zuwanderung nun auf den Kopf, das hierzulande auch qualifizierte Fremde skeptisch beäugt werden. In Nordamerika dagegen würden solche Migranten ohne Vorbehalte begrüßt werden - sowohl Liedl als auch Paierl erlebten das Fremdsein in Kanada persönlich -, sofern sie den mitunter harten Aufnahmekriterien entsprechen. Einen solchen transparenten Kriterienkatalog fordert auch der MC-Präsident für Österreich ein.

Kriterienkatalog

Doch statt an einem solchen zu arbeiten, beschäftige man sich noch heute mit den Versäumnissen der Vergangenheit: Zehntausende Personen leben am Rande der Gesellschaft beziehungsweise in Parallelwelten. Paierl plädiert hier für eine Trennung der Zuwanderung aus menschenrechtlichen und ökonomischen Gründen. Im weltweiten Rennen um die besten Köpfe sei Österreich ohnehin bereits hoffnungslos im Hintertreffen. Ein Albtraum für die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten in Zukunft, ist Paierl überzeugt.

Ein Umdenken sei zwar an der Zeit, allerdings höchst ungewiss angesichts von Umfragen, laut denen 80 Prozent der Bürger glauben, dass bereits jetzt zu viele Ausländer im Land sind. "Diese Stimmung zu drehen können wohl nur mehr Tore von Ümit Korkmaz und Ivica Vastic bei der Euro für Österreich", klammert sich Paierl an einen letzten Strohhalm.