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Hoffen auf Weihnachtswunder

Von Karl Leban

Wirtschaft

Finden sich für die 112 Zielpunkt-Filialen keine Interessenten, sind 1250 Mitarbeiter ihre Jobs los.


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Wien. Die Geschäfte der insolventen Lebensmittelkette Zielpunkt zu verwerten scheint eine flaue Sache zu werden. Für 112 Filialen - fast die Hälfte aller Standorte - gibt es vorerst keine Angebote von Interessenten aus der Handelsbranche. Damit hängen zirka 1250 der insgesamt rund 2700 Zielpunkt-Jobs in der Luft.

Für jene Filialen, für die in der Frist bis Montag Mitternacht keine Angebote gelegt wurden, "sieht es nicht so toll aus", sagt Hans-Georg Kantner vom Gläubigerschutzverband KSV. Die Zeit drängt jedenfalls. Kantner schließt zwar nicht aus, dass "noch Angebote hereinkommen". Aber das müsste schon bald sein - entweder noch diese Woche oder Anfang nächster. "Ein Weihnachtswunder müsste passieren", meint auch Kantners KSV-Kollege Christian Vavrik.

Der Grund für die knappe Zeit: "Noch vor Jahresende wird die Entscheidung fallen müssen, welche Filialen zu schließen sind", erklärt Kantner. Einige Geschäfte hätten kein volles Sortiment mehr, Regale und Kühltruhen seien zum Teil bereits leer. "Masseverwalter Georg Freimüller kann die Mitarbeiter nicht ewig beschäftigen", so Kantner. Schließlich handle es sich um einen Verlustbetrieb.

Im schlimmsten Fall werden alle 112 Zielpunkt-Filialen, für die bisher keine Angebote vorliegen, zugesperrt. Weitergeführt werden freilich jene 113 Filialen, für die sich große Player der Branche wie Rewe, Spar und andere mit verbindlichen Angeboten in Position gebracht haben. Diese Standorte sind laut Masseverwalter Freimüller auf alle Fälle bis Ende Jänner 2016 gesichert.

Wettbewerbshüter prüfen

Am Zug ist nun auch die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Als Wettbewerbshüterin wird sie die Übernahme einzelner Zielpunkt-Filialen durch andere Unternehmen der Branche in den kommenden Wochen prüfen. Insgesamt ist von 25 Firmen die Rede, die Filialen erwerben wollen. Mit ihnen werde es gleich nach dem Jahreswechsel Gespräche geben, wie es bei der BWB heißt.

Im Regelfall prüfen die heimischen Wettbewerbshüter Firmenzusammenschlüsse innerhalb von vier Wochen. Zwar will die BWB eine weitere Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel grundsätzlich verhindern - zumal die drei Branchenriesen Rewe, Spar und Hofer zusammen gut 84 Prozent des heimischen Marktes kontrollieren. Aber gemäß dem Kartellgesetz kann die BWB - etwa wenn es aus volkswirtschaftlichem Interesse um den Erhalt von Arbeitsplätzen geht - auch einer größeren Marktkonzentration ihren Segen geben.

Ursprünglich 150 Interessenten

Zielpunkt-Filialen angesehen haben sich laut Kantner ursprünglich rund 150 Interessenten. In einem Datenraum, den der Masseverwalter für sie eingerichtet hat, konnten sie sich über die Größe des jeweiligen Standorts und die Umsätze sowie über Mietkosten und andere Vertragsbedingungen informieren. Die Zielpunkt-Märkte sind auf den Osten Österreichs beschränkt, die mit Abstand meisten gibt es in Wien. Zum Verkauf gestellt hat Masseverwalter Freimüller 225 der 229 Filialen, die Zielpunkt bei der Konkursanmeldung Ende November nannte.

Zielpunkt ist heuer der größte Insolvenzfall und im Handel die größte Pleite seit Dayli und Niedermeyer. Das bisher der oberösterreichischen Pfeiffer-Gruppe gehörende Unternehmen ist extrem überschuldet - mit mehr als 200 Millionen Euro. Die Höhe der Forderungen der rund 730 Gläubiger wird erst im Frühjahr 2016 feststehen. Ihre Quote dürfte ziemlich niedrig ausfallen, weil die Aktiva bei Zielpunkt lediglich 33,5 Millionen Euro betragen.