Den stagnierenden Umsätzen des österreichischen Versandhandels sollen bessere Zustellungsmodalitäten auf die Sprünge helfen. Geht es nach dem Handelsverband, sollen Abendzustellung der Pakete und verlängerte Öffnungszeiten der Postämter den Versandhandel schon ab 2003 attraktiver machen.
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Auch die Paketabholung von Tankstellen bzw. die Einrichtung sogenannter "Pickpoints" könnten sich die Versender, die in Gesprächen mit der Post stehen, vorstellen, sagten Vertreter des Handelsverbandes gestern in einem Pressegespräch. Ein Szenario, dass die Post nicht bestätigen kann. "Für konkrete Angaben ist es noch zu früh", sagt Post-Sprecher Michael Homola gegenüber der "Wiener Zeitung".
Die Umstrukturierung des Unternehmens soll Ende Juni stehen, die neuen Sparten, darunter KEP (Kurier-Express-Paket), sollen ab 1. Juli 2002 operativ tätig werden. Rund um die Uhr geöffnete Postämter seien Utopie, punktuelle Änderungen stünden aber an. Eine Ausdehnung der Geschäftszeiten gebe es jedoch schon jetzt überall dort, wo kleine Postämter geschlossen und durch Post-Partnerschaften ersetzt worden seien. Statt zuvor 30 bis 35 Stunden seien Post-Dienstleistungen nun bei den Nahversorgern rund 60 Stunden zugänglich, so Homola.
Die Post wisse, dass der Versandhandel auch mit privaten Dienstleistern in Kontakt sei und werde dies bei ihren Umstrukturierungen berücksichtigen, hofft Erich Höllweger, Vizepräsident des Handelsverbandes und Leiter der Plattform Versender im Verband. Die Versandhändler seien jedenfalls die wichtigsten Kunden der Post, das Volumen der Geschäftsbeziehung zwischen den Versendern und der Post bezifferte er mit einem "dreistelligen Millionenbetrag". Bei der Paketzustellung sei die Post, vor allem abseits der Ballungszentren, noch immer konkurrenzlos. Beim Katalogversand sei es leichter, Alternativen zu finden. Mittlerweile werden 30 bis 40% der nicht personalisierten Sendungen von anderen Zustellern an die Haushalte geliefert, erzählt Höllweger.
Mageres Plus im Vorjahr: Nur 0,3% mehr Umsatz
Im abgelaufenen Geschäftsjahr haben die rund 100 Versandhandelsbetriebe in Österreich 1,165 Mrd. Euro umgesetzt, das einspricht einem mageren Plus von 0,3%. Heuer erwarten die meisten Betriebe einen Zuwachs von 2 bis 3%, allerdings werde das Geschäft erst im Herbst anziehen, nachdem die Kaufzurückhaltung durch die Euro-Umstellung im ersten Quartal 2002 ebenfalls zu einer Stagnation führte, sagte Höllweger. Der Marktanteil der Versender am gesamten Einzelhandelsumsatz stagniere seit Jahren bei rund 4%. In den nächsten 5 Jahren soll der Anteil auf den deutschen Wert von 5% gehoben werden. 45% der ÖsterreicherInnen über 14 Jahren sind nach Angaben des Handelsverbandes Versandhandelskunden. Gestiegen sei der Anteil des Geschäfts über Internet. Der Anteil der Online-Bestellung liege mittlerweile bei 7 bis 9%, mit steigender Tendenz. Im gleichen Ausmaß sinken die telefonischen Orders, die jedoch mit rund 60% noch immer am meisten genützt würden. Ein wesentlicher Vorteil der Bestellung per Internet bei Versendern sei, dass keine Kreditkartennummern bekannt gegeben werden müssten, so Höllweger. Derzeit bieten rund 86% der Versandhandelshäuser die Möglichkeit, online zu bestellen.
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