Seoul - Mit dem historischen Gipfeltreffen Süd- und Nordkoreas in Pjöngjang ist nach den Worten des südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung die Möglichkeit einer Wiedervereinigung nach mehr als einem halben Jahrhundert der Teilung eröffnet worden. "Für uns Koreaner hat ein neues Zeitalter begonnen", sagte er am Donnerstag bei seiner Rückkehr von dem dreitägigen Gipfel. Es sei jedoch erst der Anfang eines langen Marsches auf dem Weg zur Wiederherstellung der nationalen Einheit.
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Zugleich räumte er allerdings ein, dass erst noch das Jahrzehnte alte Misstrauen zwischen den seit mehr als einem halben Jahrhundert verfeindeten Staaten abgebaut werden müsse.
Vor dem Abflug in Pjöngjang war Kim Dae Jung von Nordkoreas Staatsführer Kim Jong Il mit einer Umarmung verabschiedet worden. Zum Abschluss des Treffens kündigten beide Seiten in einer Fünf-Punkte-Erklärung über vertrauensbildende Maßnahmen die von Millionen von Koreanern ersehnte Zusammenführung getrennter Familien in Nord und Süd und den Ausbau der wirtschaftlichen Kooperation an.
Als Durchbruch wird in Seoul das Abkommen über das Ziel der Aussöhnung, des Friedens und der schließlichen Wiedervereinigung gewertet. Es ist in seinem Inhalt detaillierter als vergleichbare frühere Vertragswerke zwischen den Koreas.
Als Bild mit Symbolkraft wird der erste Handschlag zwischen den beiden Staatschefs beim Empfang von Kim Dae Jung am Flughafen nahe von Pjöngjang in Erinnerung bleiben.
Mit dem Gipfel demonstrierten die beiden koreanischen Staaten auch, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen wollen - und auch können. Er sei tief bewegt gewesen, als Kim Jong Il bei seiner jüngsten Reise zu Nordkoreas mächtigem Verbündeten China die Rolle der beiden Koreas bei der Lösung ihrer eigene Probleme hervorgehoben habe, sagte Südkoreas Präsident.
Der Weg zu einem dauerhaften Frieden und die schließliche Wiedervereinigung ist jedoch nach eigener Einschätzung noch lang.
Ungelöst blieben bisher nach vorliegenden Details über den Nord-Süd- Gipfel sensible und schwierige Fragen wie Nordkoreas Entwicklung von Langstreckenraketen und dessen Produktion von Massenvernichtungswaffen, die Südkorea und insbesondere die Vereinigten Staaten als Bedrohung für den Frieden in der Region ansehen.
Der Gipfel weckte jedoch in Südkorea Hoffnungen, dass sich die bisher starren Kalte- Kriegs-Fronten auf der Halbinsel weiter auflösen.