Die Chancen auf eine Freilassung des von der Hamas entführten israelischen Soldaten Gilad Shalit unter deutscher Vermittlung sind offenbar gestiegen. Hamas-Führer Mahmud Zahar nannte die Verhandlungen mit einem Agenten des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND) am Wochenende "sehr professionell". Im Austausch gegen ein Lebenszeichen Shalits kam erneut eine Palästinenserin frei.
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Der einflussreichen Hamas-Führer aus dem Gazastreifen sagte dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel, die Freilassung von insgesamt 20 Palästinenserinnen aus israelischer Haft im Austausch gegen ein aktuelles Video von Shalit sei ein Beweis, "dass die deutsche Vermittlung zum Erfolg führen kann". Die Palästinenser wollten die Verhandlungen "so schnell wie möglich" zu Ende bringen. Dies sei eine Sache "von Wochen, höchstens von ein paar Monaten".
Dem israelischen Rundfunk sagte Zahar am Wochenende, dass die Verhandlungen mit Israel bereits diese Woche fortgesetzt werden. Bei der neuen Gesprächsrunde soll es unter anderem um 125 Häftlinge gehen, deren Freilassung Israel bisher verweigert hatte. Gegenüber dem Spiegel signalisierte der Hamas-Vertreter Kompromissbereitschaft. Auch über die ursprüngliche Forderung an Israel, 450 palästinensische Gefangene freizulassen, könne gesprochen werden. "In solch schwierigen Verhandlungen kann keine Seite der anderen ihre Bedingungen diktieren, weder Israel noch die Hamas", sagte Zahar. Shalit war im Juni 2006 in den Gazastreifen verschleppt worden.
Am Freitag hatte die Hamas Israel das erste Video mit Aufnahmen Shalits übermittelt. Darauf wirkte der Soldat gesund. Er sagte, er werde von den Ezzedin-al-Kassam-Brigaden "sehr gut behandelt". Im Gegenzug ließ Israel am Freitag zunächst 19 Palästinenserinnen frei. Am Sonntag folgte eine weitere Gefangene aus einer Haftanstalt nahe der südisraelischen Stadt Ashkelon.
Israelische Angriffe
Unterdessen rief der ägyptische Präsident Hosni Mubarak zeigte sich indes optimistisch, dass es "in den kommenden Wochen einen neuen Anfang für eine wirkliche Chance auf Frieden geben wird". Er habe bei seinem jüngsten Treffen mit US-Präsident Barack Obama positive Signale gehört, sagte Mubarak am Sonntag in einem Interview. Die israelische Regierung rief er auf, ihre Politik gegenüber den Palästinensern und den arabischen Staaten zu überdenken. Die Versuche, vollendete Tatsachen zu schaffen, könnten nicht zu einem Frieden in der Region führen. Israel müsse bei den Arabern Vertrauen schaffen, dies sei der Schlüssel zum Frieden.
Die israelische Luftwaffe bombardierte indes eine angebliche Waffenwerkstatt militanter Palästinenser im Gazastreifen. Am gestrigen Samstag seien außerdem Angriffe auf zwei Schmugglertunnel an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten geflogen worden, teilten die Streitkräfte mit. Mit den Angriffen habe man auf den Abschuss einer Rakete aus dem Gazastreifen auf Israel am Vortag reagiert. Nach palästinensischen Angaben wurde bei den israelischen Angriffen niemand verletzt.