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Hoffnungsschimmer in der Hölle

Von Wolfgang Tucek

Politik

Der UNO-Sicherheitsrat hat über einen von der USA eingebrachten Resolutionsentwurf zur Entsendung einer multinationalen Eingreiftruppe nach Liberia beraten. Eine Gruppe nigerianischer Offiziere ist in Monrovia eingetroffen um die Bedingungen für die Intervention der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS zu sondieren.


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Die USA haben im UNO-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf zur Entsendung einer internationalen Friedenstruppe nach Liberia eingebracht. Der Sicherheitsrat beriet über die Entsendung einer schnellen Eingreiftruppe von etwa 1.500 nigerianischen Soldaten, die von Einheiten westafrikanischer Länder verstärkt werden soll. Weiters soll die Ablösung der multinationalen Interventionstruppe durch eine bewaffnete UN-Mission per 1. Oktober geregelt werden.

Der Resolutionstext ließ offen, ob sich die USA an der multinationalen Truppe beteiligen werden. Nach Einschätzung des amerikanischen UN-Botschafters John Negroponte könnte die Resolution bereits anfang nächster Woche vom Sicherheitsrat verabschiedet werden. Die Vereinigten Staaten sind nicht bereit, die Führung der Truppe zu übernehmen, sondern wollen ihr nur logistisch und technisch zur Seite stehen, erläuterte Negroponte.

Die UN-Mission ab 1. Oktober wurde "im allgemeinen wohlwollend aufgenommen" worden, sagte ein Diplomat in New York. UN-Generalsekretär Kofi Annan soll demnach binnen zwei Wochen Mandat, Truppenstärke und Struktur der Mission festlegen.

Annan rief die ECOWAS auf, ein Datum für die geplante Entsendung seiner Truppen zu nennen. Er sei sehr besorgt, dass die Verzögerung das Leid der liberianischen Bevölkerung weiter verstärke. Die Eingreiftruppe ist seit Wochen angekündigt, die Stationierung hat sich jedoch immer wieder verzögert. Die nicht funktionierende Waffenruhe in Liberia und Finanzierungsfragen werden dafür verantwortlich gemacht.

Vorausmission der ECOWAS

Im Vorfeld der verschleppten ECOWAS-Intervention sind am Donnerstag elf nigerianische Offiziere unter der Leitung von General Festus Okonkwo in Monrovia eingetroffen. Die aus Ghana angereiste Gruppe soll die Bedingungen für die Entsendung der versprochenen ECOWAS-Friedenstruppe sondieren.

Die ECOWAS-Mitgliedsstaaten berieten am Donnerstag erneut auf einem Sondergipfel in der ghanaischen Hauptstadt Accra über Zeitpunkt und Ablauf der Friedensmission. Bereits Anfang Juli hatten sie die Entsendung einer 3000 Mann starken Friedenstruppe beschlossen. Vor allem die Finanzierung der Intervention bereit den Westafrikanern Kopfzerbrechen.

Der Staatssekretär der Afrika-Sektion im US-Außenministerium, Walter Kansteiner, sagte in Accra, Washington habe Gelder für die Mission übermittelt und halte weitere Mittel bereit. Insgesamt zehn Millionen Dollar hatten die USA zugesagt. Negroponte, sprach in New York von einer "verzweifelten humanitären Situation". Die Friedensmission müsse so rasch wie möglich auf den Weg gebracht werden. Er hoffe, dass die ersten nigerianischen Soldaten bis Mitte August eintreffen. Dann will auch Präsident Charles Taylor das Land verlassen, sagt er.

Liberianer atmen auf

Schon das Eintreffen der elf nigerianischen Offiziere hatte einen bemerkenswerten Effekt auf die Lage in Monrovia. Die Kämpfe flauten in den meisten Teilen der Stadt ab, und die Menschen die sich seit dem Beginn der jünsten Kampfhandlungen vor zwei Wochen versteckt hielten strömten auf die Straßen, berichtete der BBC-Korrespondent vor Ort. Nur um drei strategisch wichtige Brücken, die das Stadtzentum mit dem von den LURD-Rebellen gehaltenen Hafen verbinden, dauerten die Gefechte am Donnerstag unvermindert an, berichtete der liberianische Vize-Generalsstabschefs Benjamin Yeaten.