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Hohe Energiekosten bringen Technik-Unis in Bedrängnis

Politik

Vor dem Wintersemester droht ein Budgetloch von 220 Millionen Euro.


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Nach den Schuldirektoren und den Grazer Universitäten gibt es jetzt einen Hilferuf von drei technisch-naturwissenschaftlichen Universitäten an Bildungsminister Martin Polaschek wegen des enorm gestiegenen Heizkosten. Die Rektoren der TU Wien, TU Graz und der Montanuniversität Leoben warnten am Montag wenige Tage vor dem Beginn des Wintersemesters 2022, sie seien "mit einer Budgetnotlage in nie dagewesener Dimension konfrontiert". Der Grund dafür ist, dass wie für alle Universitäten für die Jahre 2022 bis 2024 Leistungsvereinbarungen abgeschlossen wurden, inzwischen sprengen aber die drastisch erhöhten Energiekosten den finanziellen Rahmen.  Die drei Technik-Universitäten befürchten ohne Unterstützung negative Folge für den Wirtschaftsstandort Österreich gerade bei technisch-naturwissenschaftlichen Fächern, in denen ohnehin bereits ein Mangel an Absolventen besteht.

Den drei Technik-Universitäten stehen für die drei Jahre bis 2024 in Summe rund 1,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Durch die Energiekrise und die hohe Inflation tut sich laut den Berechnungen der drei Universitäten ein Budgetloch von 220 Millionen Euro auf. Wissenschafts- und Finanzministerium seien "dringend gefordert, die Verknüpfung von Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort im Blick zu halten",  wurde in einer gemeinsamen Aussendung betont. Denn die sogenannte Mint-Branche mit technisch-naturwissenschaftlichen Fächern sei auf universitärer wie unternehmerischer Seite arg in Bedrängnis.  "So einen Mangel hält das Innovationsland Österreich auf die Dauer nicht durch", warnte die Präsidentin der drei Technik-Unis, Sabine Seidler, von der TU Wien.

Aufnahmestopp steht bevor

Die Vertreter der Technik-Unis wiesen auf unmittelbar drohende, dramatische Konsequenzen durch das Budgetloch hin. Das betrifft einen notwendigen Personalstopp. Rund 600 hochqualifizierte Arbeitsplätze für Wissenschaftler könnten in Wien und der Steiermark ab sofort nicht nachbesetzt werden, weil die Mittel für die Energie gebraucht werden. Das bedeute auch einen realen volkswirtschaftlichen Verlust und einen internationalen Reputationsverlust.

Verbunden damit sei ein Ausbildungsstopp. Denn Professoren könnten Studierende nicht ausreichend betreuen. Dadurch entstünden Verzögerungen beim Studium und die Folge sei ein Rückgang an Absolventen dieser am Arbeitsmarkt stark nachgefragten Gruppe. Zu den Größenordnungen: an den drei Technik-Universitäten gab es im Studienjahr 2019/20 vor der Pandemie rund 5300 Studienabschlüsse.

Weiters kommt es laut den Univertretern zu einem Investitionsstopp. Die Geräteinfrastruktur könne nicht erneuert werden, was einen Qualitätsverlust bei der Ausbildung für Studenten bedeute. Es seien auch weniger Kooperationen mit der Wirtschaft möglich.

Universitätsvertreter machen damit vor dem neuen Studienjahr nicht zum ersten Mal ihren Sorgen wegen der Folgen der hohen Energiepreise Luft. Sie hoffen auf Verständnis bis Minister Polaschek, der selbst vor seiner Bestellung zum Ressortchef im Dezember des Vorjahres Rektor an der Grazer Universität war. Gerade aus der steirischen Landeshauptstadt hat es ebenfalls bereits einen gemeinsamen Hilferuf der Hochschulen gegeben.

Mit einem ähnlichen Problemen kämpfen die Schulen. Diese haben zwar wegen der gestiegenen Energiekosten mehr Mittel erhalten. Allerdings müssen sie gleichzeitig Einsparungen etwa bei Investitionen vornehmen. Vertreter der Direktoren, darunter jener für die Berufsbildenden mittleren und Höheren Schulen, der Hollabrunner HTL-Direktor Wolfgang Bodei und seine AHS-Leiterkollegin Isabella Zins vom BORG Mistelbach, haben schon vor Wochen auf diese brenzliche Entwicklung aufmerksam gemacht. (ett)