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Österreichische Architekten, Ziviltechniker und Ingenieure sind international gefragt. Die Rahmenbedingungen für Auslandsprojekte werden jedoch schwieriger.
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Wien. Sie bauen Seilbahnen in Katar, Wasserkraftwerke in Albanien, Autobahnen in Polen und Solaranlagen in Singapur. Österreichische Baudienstleister sind an Projekten rund um den Globus beteiligt. Besonders gefragt sind heimische Architekten, Ingenieur- und Ziviltechnikfirmen in den Bereichen Industrieanlagen- und Maschinenbau, Industriemontage und erneuerbare Energien.
In einer aktuellen Umfrage im Auftrag des Verbandes der Ziviltechniker- und Ingenieurbetriebe (VZI), der Aussenwirtschaft Austria und der Austrian Development Agency (ADA) wurde nun erhoben, in welchen Ländern österreichische Betriebe hauptsächlich engagiert sind und welche Schwierigkeiten bei Auslandsprojekten zu bewältigen sind. "Die Umfrage soll aufzeigen, in welchen Bereichen die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer Baudienstleister verbessert werden kann", erläutert Andreas Gobiet, Präsident des VZI die Motivation für die Studie.
Starker Fokus auf den europäischen Raum
Die Ergebnisse bestätigen, dass das Tätigkeitsfeld der Österreicher im Ausland breit aufgestellt ist. Es gibt aber auch einen Wermutstropfen. "Die Abgaben in Österreich sind hoch und der Anteil der Wertschöpfung, der im Inland gehalten werden kann, ist aus unserer Sicht gering", so Gobiet. "
Rund 95 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, international engagiert zu sein. "Die Tätigkeit im Ausland ist auch für kleine Büros ein Thema, denn rund ein Drittel der befragten Unternehmen beschäftigt weniger als zehn Mitarbeiter", sagt Michael Otter, stellvertretender Leiter der Aussenwirtschaft Austria. "Mit dieser Befragung möchten wir dazu beitragen, die Rahmenbedingungen für diese Unternehmen zu verbessern und deren internationale Geschäftstätigkeit weiterhin abzusichern."
Rund 80 Prozent der im Ausland tätigen Firmen fokussieren sich laut Studie auf den europäischen Raum. Schwerpunkt sind hier die Länder Zentral-, Ost- und Südosteuropas (CEE/SEE). Etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen bearbeitet Asien, etwas weniger als ein Drittel ist oder war in Afrika und Nordamerika tätig. In Europa liegt Deutschland unangefochten an der Spitze.
Größtes Problem bei Ausschreibungen innerhalb Europas sei die Finanzierung der Projekte, aber auch die Regelungen im österreichischen Arbeitsrecht, die im internationalen Wettbewerb Nachteile bringen, klagen die Baudienstleister. Weitere Fallstricke sind die rechtlichen Rahmenbedingungen in Sachen Korruptionsprävention, technische Standards, finanzielle Anforderungen an das eigene Unternehmen und sprachliche Barrieren. Schwierig gestaltet sich mitunter auch die Suche nach entsprechenden Geschäftspartnern vor Ort.
Rund 40 Prozent der Baudienstleister sehen eher pessimistisch in die Zukunft. Sie schätzen die künftigen Chancen, zu Aufträgen im Ausland zu kommen, deutlich schlechter ein als heute. Als häufigster Grund dafür wird der Konkurrenzdruck von Billigstanbietern, insbesondere aus den Schwellenländern, genannt.
Hohe Steuern und Abgaben schrauben Honorare nach oben
Ebenfalls nicht förderlich seien hohe Steuern und Abgaben, "die das Honorarvolumen österreichischer Dienstleister nach oben schrauben und diese im internationalen Wettbewerb benachteiligen." Weitere Gründe für eine Verschlechterung seien die Euro- und EU-Krise sowie eine grundsätzliche Stagnation der Weltwirtschaft. Bei Infrastrukturprojekten wirke sich der Preiskampf im Bergbau und in der Erdölindustrie negativ für die Auftragslage aus.
15 Prozent der Unternehmen sind optimistisch. Sie setzen auf smarte Technologien und das hohe Know-how der heimischen Spezialisten, das besonders in Entwicklungsländern gefragt ist. "Wenn wir bis 2030 weltweit Armut bekämpfen und Hunger beseitigen wollen, müssen wir alle an einem Strang ziehen", betont Martin Ledolter, Geschäftsführer der Agentur der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit ADA. Die Agentur fördert Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika, Ost- und Südosteuropa. Ledolter: "Die Umfrageergebnisse haben uns darin bestärkt, die Zusammenarbeit mit österreichischen Dienstleistungsbetrieben weiter auszubauen."