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Hohe Preise für die Zukäufe in Osteuropa

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

DZ Bank möchte bei ÖVAG-Börsegang aufstocken. | Zukauf in Bosnien-Herzegowina vor | Abschluss. | Paris . Die Volksbanken AG (ÖVAG) soll bis 2010 börsefit sein - was nicht bedeute, dass sie bis 2010 jedenfalls an die Börse gebracht wird, relativiert Vorstandschef Franz Pinkl die Börsepläne der ÖVAG. Intern sind die Meinungen dazu, wie die künftige Finanzierung der Expansionsvorhaben im Osten erfolgen soll, offenbar unterschiedlich. "Ein Börsegang ist vorstellbar, aber nicht wünschenswert", zeigt etwa Hans Hofinger, Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes, bei einer Pressekonferenz im Rahmen des CIBP-Kongresses (Confédération International des Banques Populaires) in Paris, wenig Begeisterung. Er halte es für schwierig, wenn mehr als 50 Prozent nicht mehr den Genossenschaftern gehören würden.


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Derzeit gehören der Volksbankenholding 58,2 Prozent an der ÖVAG, 25 Prozent plus eine Aktie hält die deutsche DZ Bank-Gruppe, 10 Prozent die Victoria-Gruppe (Ergo), 6,1 Prozent die Raiffeisen Zentralbank, und 0,7 Prozent sind im Streubesitz.

Beim Partner DZ Bank sieht man die Börsendiskussion bisher gelassen: Dass Pinkl die ÖVAG börsefit machen will, findet der Vorstandsvorsitzende der Zentral- und Genossenschaftsbank DZ Bank, Wolfgang Kirsch, grundsätzlich gut, weil das bedeute, "dass sich jemand rank und schlank macht". Auch Kirsch verweist aber auf den Klärungsbedarf in Sachen Eigentümerstruktur. Die DZ Bank selbst würde im Fall eines Börsegangs der ÖVAG ihren Anteil behalten, "und wir würden versuchen aufzustocken", erklärte Kirsch am Rande des Kongresses der internationalen Vorlksbankenvereinigung auf Anfrage der "Wiener Zeitung".

Verflechtungen

Über weitere Verflechtungen von ÖVAG und DZ Bank werden indes Gespräche geführt. So zeigt Pinkl Interesse an der zur DZ Bank gehörenden Ratenkredit-Marke Easycredit, die nicht nur über die Volksbanken in Österreich, sondern auch in Zentral- und Osteuropa (CEE) angeboten werden könnte. Auch darüber, ob die Polen-Tochter der DZ Bank zu den Volksbanken International wandern soll oder nicht, wurde noch keine Entscheidung getroffen.

Die Expansion in Osteuropa gestaltet sich für die ÖVAG schwierig, weil die Preise für jene Banken, die bisher noch nicht von westlichen Instituten aufgekauft wurden, inzwischen sehr hoch sind. Die bulgarische DZI Bank, an der die ÖVAG ursprünglich interessiert war, wurde inzwischen an die griechische EFG Eurobank verkauft.

Dafür könnte ein Zukauf in Bosnien-Herzegowina noch im Oktober abgeschlossen werden, durch den sich der Marktanteil der Volksbanken im Kreditgeschäft dort von 3,5 auf rund 7 Prozent verdoppeln würde, so Friedhelm Boschert, Vorstandschef der Volksbanken International. In Ungarn wurden vier Filialen dazu gekauft, in Tschechien wurde am 8. September die erste Filiale in einem Shop der deutschen Handelskette Kaufland eröffnet - 70 weitere sollen bis Anfang 2008 folgen, die Kooperation könnte auch auf andere Länder ausgeweitet werden.

In Rumänien erfolge die Vertriebserweiterung hauptsächlich über Franchising. Als Pilotprojekt wurde eine Filiale in einem Metro-Kaufhaus eröffnet. Insgesamt soll sich die Zahl der Auslandsfilialen bis Ende 2007 von 216 (per Ende Juni 2006) auf über 300 erhöhen.

Bawag nicht vom Tisch

Die Bawag ist für die Volksbanken nach wie vor nicht vom Tisch, auch wenn sie nicht direkt am Bieterrennen teilnehmen. Nach dem Verkauf des Hypo Niederösterreich-Anteils von 41 Prozent an das Land Niederösterreich, das dann Alleineigentümer sein wird, wäre für die ÖVAG das Kommunalgeschäft der Bawag besonders interessant.

Auch die Bawag-Auslandstöchter würden gut in die Ost-Expansionsstrategie der ÖVAG passen. Derzeit gebe es diesbezüglich aber noch keine Verhandlungen mit den möglichen Bawag-Käufern, so Pinkl.