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Die Weltgesundheitsorganisation warnt vor den Gefahren der Delta-Variante. Organschäden als gefährliche Spätfolgen von Covid-19.
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Wien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den Gefahren der Delta-Variante des Coronavirus, die inzwischen in 124 Ländern nachgewiesen wurde, 13 mehr als eine Woche zuvor. Die WHO beruft sich dabei auf zwei noch unveröffentlichte Studien.
In einer chinesischen Untersuchung waren demnach Menschen nach Kontakt mit Delta-Infizierten nach durchschnittlich schon vier statt wie bei früheren Varianten sechs Tagen PCR-positiv gewesen. Außerdem sei die Viruslast beim ersten Positiv-Test 1.200 Mal höher gewesen als bei ursprünglichen Virusvarianten. "Das legt nahe, dass diese besorgniserregende Variante sich möglicherweise schneller vermehrt und in den frühen Stadien der Infektion ansteckender ist", so die WHO.
Einer Studie aus Kanada zufolge waren bei einer Covid-19-Erkrankung mit der Delta-Mutation auch die gesundheitlichen Risiken deutlich höher als bei früheren Corona-Typen: Das Risiko, ins Krankenhaus zu müssen, war laut den Autoren um etwa 120 Prozent erhöht, und die Gefahr, Intensivpflege zu benötigen, um etwa 287 Prozent. Auch das Sterberisiko war laut dieser Studie um 137 Prozent höher.
"Die Kombination von hoher Virenlast und verkürzter Inkubationszeit erklärt, warum Delta sich so schnell verbreitet", sagt Benjamin Cowling, Epidemiolge an der Universität Hongkong, im Fachjournal "Nature". Insbesondere auch junge Menschen, die noch nicht geimpft sind, stecken sich mit Delta an, wobei sie durchaus länger an der Krankheit laborieren als in früheren Etappen der Pandemie. Etwa zehn Prozent der Covid-Patienten insgesamt kämpfen nach ihrer Genesung an Symptomen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Atemlosigkeit, die unter dem Begriff Long Covid zusammengefasst werden.
Immer mehr wird auch über Corona-Spätfolgen bekannt, die insbesondere Personen mit Vorerkrankungen schwer treffen können. Forscher der Universitätsklinik Ulm haben bei jedem fünften Patienten Organschäden festgestellt. Der größte Teil der übrigen Patienten fühle sich schlechter belastbar als vor der Erkrankung.
Das Uniklinikum für innere Medizin hatte eine Sprechstunde für Menschen mit Langzeitfolgen nach Covid-19 im Februar eingerichtet. Das Team beobachtete bei den Organschäden vor allem Herzmuskelentzündungen und die Folgen davon. "Wir hatten bisher rund 250 Patienten. 20 Prozent von ihnen haben Organschäden", sagt Dominik Buckert, Oberarzt der Spezialambulanz für Covid-Spätfolgen an Lunge, Herz und Gefäßen. "Die meisten unserer Patienten waren vor der Covid-Infektion gesund, hatten also keine gravierenden chronischen Erkrankungen. Die beobachteten Organschäden, wie Herzmuskelentzündungen, Lungenembolien und andere Lungenveränderungen können grundsätzlich auch durch andere Mechanismen entstehen, in den meisten Fällen ist aber von einem kausalen Zusammenhang mit der Infektion auszugehen. Es kann zu längerfristigen funktionellen Beschwerden und chronischen Erkrankungen kommen." Covid-19 könne chronische Krankheiten auslösen.
"Bei der Lunge beobachten wir, dass sich das Lungengerüst verändert und so ein schlechterer Gasaustausch möglich ist", sagt er. Atemnot sei die Folge. Die bisherigen Erkenntnisse deckten sich mit den Rückmeldungen anderer Kliniken zu Corona-Spätfolgen. Die Gründe für diese komplexe Wechselwirkung bleiben zu erforschen.
Eine britische Studie bestätigt eine hohe Wirksamkeit der Impfstoffe gegen die Delta-Variante. Zwei Dosen von Biontech/Pfizer oder AstraZeneca seien gegen Delta fast genauso wirksam wie gegen die bisher dominierende Alpha-Variante, heißt es im "New England Journal of Medicine". Zwei Dosen Biontech/Pfizer würden zu 88 Prozent eine symptomatische Erkrankung durch die Delta-Variante verhindern, verglichen mit 93,7 Prozent gegen die Alpha-Variante. Die Zweifachimpfung mit AstraZeneca schütze zu 67 Prozent wirksam gegen die Delta-Variante, verglichen mit 74,5 Prozent gegen Alpha.
Weltweit ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in der Woche bis 18. Juli um zwölf Prozent auf 3,4 Millionen gestiegen. Die meisten neuen Fälle verzeichneten Indonesien (plus 44 Prozent) und Großbritannien (plus 41).(est)