Lassen Sie mich mit einem Geständnis beginnen. Die Kritiker der Europäischen Union haben manchmal recht. Die EU kann zu langsam, zu schwerfällig und zu bürokratisch sein. Ich möchte dazu beitragen, dies zum Besseren zu verändern.
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Unser Projekt hat einen unbeholfenen Namen: Europäischer Auswärtiger Dienst (EAD), aber es hat ein ehrgeiziges und einfaches Ziel: der EU weltweit eine stärkere Stimme zu geben und größere Wirkungen vor Ort zu erzielen.
In meinen ersten sechs Monaten als Hohe Vertreterin habe ich selbst gesehen, was die EU tun kann, wenn sie an einem Strang zieht: in Gaza, wo die von der EU finanzierten Schulen Hunderten von Mädchen und Buben Bildung und Würde vermitteln und wo wir bereit sind, mehr zu tun, um zur Beendigung der Blockade beizutragen; in Haiti, wo wir den Obdachlosen Schutz geben und die Regierung mit ihrer Strategie für langfristigen Wiederaufbau unterstützen; in den Balkanstaaten, wo wir politische und wirtschaftliche Reformen fördern und die Länder der Region auf ihre EU-Beitritte vorbereiten.
Bisher wurden die Außenbeziehungen der EU von zwei Personen gelenkt: dem für Auswärtige Angelegenheiten zuständigen Kommissionsmitglied und dem Hohen Vertreter des Rates. Es gab eine Befehlskette für unsere Entwicklungstätigkeiten und eine ganz andere für unsere Sicherheitsaktivitäten.
Daher ist es von Bedeutung, dass die 27 Mitgliedstaaten der EU, die in ihren Außenbeziehungen alle auf eine stolze Geschichte verweisen können, nach vorheriger Billigung des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission die Schaffung eines einheitlichen EAD unterstützt haben.
Unser Ziel ist es, Außenpolitik auf moderne Art zu betreiben: anders und besser; nicht mit unseren Mitgliedstaaten zu konkurrieren oder ihre Arbeit zu duplizieren, sondern einen Mehrwert hinzuzufügen und unsere Stärke, als Union aufzutreten, auszuspielen.
Insbesondere müssen wir uns auf die beiden Hauptbereiche konzentrieren, in denen wir noch nicht genug leisten. Zunächst müssen wir mehr Einigkeit zwischen den EU-Mitgliedstaaten herstellen, um unser gemeinsames politisches Gewicht zum Tragen zu bringen.
Dann müssen wir stärker integrierte Strategien entwickeln, um vor Ort größere Wirkungen zu erzielen. Wenn wir beides schaffen, wird Europa seine Rolle bei der Bewältigung der zahlreichen Herausforderungen, die die globale Sicherheit und den globalen Wohlstand beeinflussen, uneingeschränkt wahrnehmen können.
Das Schlüsselwort in diesem Satz ist global. Auf globale und komplexe Herausforderungen kann man aber nur mit integrierten Strategien reagieren. Der Wert des EAD wird darin liegen, die vielen Einflussmöglichkeiten der EU zur Unterstützung einer einzigen politischen Strategie miteinander zu verflechten. Mehr als jeder andere Akteur wird die EU in der Lage sein, eine solche Vielzahl an Instrumenten zu mobilisieren, hinter denen das Gewicht und die Legitimität von 27 demokratischen Ländern stehen.
Catherine Ashton ist Hohe Vertreterin der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik. Siehe auch:Dossier: Die EU-Kommission Barroso II