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Hoher Gaspreis treibt Kosten - Fernwärme bleibt aber günstig

Von Helmut Dité

Politik

Verhandlungen über günstigere Gaspreise bei Langfristverträgen laufen.


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Wien. Europaweit sind die Betreiber von Gaskraftwerken momentan in keiner erfreulichen Lage: Obwohl auf den sogenannten Spotmärkten respektable Mengen billigeren Gases verfügbar wären, müssen sie aufgrund ihrer langfristigen Abnahmeverträge - vor allem mit dem Hauptlieferanten Russland - weiter die an den steigenden Ölpreis gekoppelten höheren Preise zahlen. Das macht etwa das neue Verbund-Gaskraftwerk in Mellach momentan unwirtschaftlich.

Aber auch die Wien Energie, die in den letzten Jahren ihre kalorischen Strom- und Fernwärmekraftwerke zum überwiegenden Teil auf die weitaus umweltfreundlichere sogenannte Kraft-Wärme-Kopplung aus Erdgas umgestellt hat, kann derzeit nur einen "kleinen, unbedeutenden Teil" ihres Gasbedarfs auf dem billigeren Spotmarkt decken.

Der neue Energievorstand der Wiener Stadtwerke, Ex-OMV und -Bayerngas-Vorstand Marc Hall - will diesen Anteil zwar zügig steigern. Aber noch kommt der größte Teil der pro Jahr von Wien benötigten gut zwei Milliarden Kubikmeter Erdgas - davon geht die Hälfte in die Kraftwerke - von der OMV-Vertriebstochter Econ-Gas - und die hängt an den sehr langfristig abgeschlossenen Abnahmeverträgen mit dem russischen Exportmonopolisten Gazprom.

"Take or pay" heißt es in diesen Verträgen: Nimm das Gas ab oder nicht, bezahlen musst du die vereinbarte Menge auf jeden Fall. Dafür gibt es seit Jahrzehnten garantierte Versorgungssicherheit - auch während des russischen Streits mit seinen westlichen Nachbarn Ukraine, Polen und anderen hat es in Österreich nie Lieferungsprobleme gegeben. Deshalb werde man nie gänzlich auf die ölpreisgebundenen langfristigen Gasverträge verzichten können, ist Hall überzeugt. Derzeit würden diese Verträge aber europaweit neu verhandelt. Dem deutschen Energieriesen E.ON ist es schon gelungen, Gazprom eine Preisreduktion abzuhandeln: Ganze 1,2 Milliarden Euro Ergebnisverbesserung aus diesem Titel wiesen die Düsseldorfer jüngst in ihrer Halbjahresbilanz aus. OMV und Econ-Gas verhandeln noch.

Unterdessen wird in Wien - wie im August angekündigt - die Fernwärme per 1. Oktober teurer. In Wien werden 2012 rund 320.000 Wohnungen mit Fernwärme versorgt, das ist ein Anteil von 36 Prozent.

Drei Euro mehr pro Monat

Für einen durchschnittlichen Kunden in einer 70-Quadratmeter-Wohnung steigt der Preis demnach um 7,9 Prozent bzw. 3 Euro pro Monat. Die Fernwärme Wien hatte zuletzt per 1. September 2010 die Preise im gleichen Ausmaß erhöht - davor übrigens jahrzehntelang nicht. Auch in Linz und Salzburg wurde Fernwärme zuletzt teurer: In Linz sind die Preise seit August um 8,3 Prozent höher, in Salzburg seit 1. September um 8,6 Prozent.

Wien Energie betont, dass Fernwärme im Energiekostenvergleich aber weiterhin eine günstige Heizform ist - beispielsweise sind die Heizkosten bei Ölheizungen um fast 50 Prozent höher als bei Fernwärme.