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Mehrkorn-, Vollwert- und Bio-Produkte müssen nicht aus Vollkornmehl bestehen.
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Wien. Wer sich gesund ernähren möchte, greift häufig zu Vollkornprodukten. Das Angebot an Vollkorn-Nudeln, -Müsli oder -Brot und -Gebäck wächst zunehmend - doch echte Vollkornprodukte sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, warnt der Verein für Konsumenteninformation (VKI). Weckerl oder Brot mit Sonnenblumen- oder Kürbiskernen können aus Weißmehl bestehen. Auch Bezeichnungen wie Vollwert, Mehrkorn oder Ur vermitteln den Eindruck, es handle sich um ein Vollkornprodukt - was es aber nicht unbedingt sein muss. Ebenso steckt in Fitness- oder Sportlerweckerl nicht das ganze Korn, und auch der Kornspitz besteht nicht aus Vollkorn. Ein Bio-Brot muss nicht automatisch aus Vollkorn sein oder umgekehrt - hier herrscht laut VKI Verwirrung bei den Konsumenten.
"Nur wenn ,Vollkorn‘ draufsteht, muss auch Vollkornmehl oder -schrot verarbeitet worden sein", sagt VKI-Lebensmittelexpertin Katrin Mittl. Vollkornbrot muss zu mindestens 90 Prozent aus Vollkorn-Grundzutaten bestehen. Eine dunklere Farbe ist kein eindeutiges Indiz: Ein "feines" Brot, das nicht hellweiß ist, kann durchaus ganz aus Vollkorn bestehen, welches fein vermahlen wurde.
Warum kosten Vollkornprodukte häufig mehr als vergleichbare Produkte aus Weißmehl, wenn das ganze Korn verwendet wird? "Vollkornprodukte sind aufgrund der geringeren Chargen teurer", sagt Martina Hörmer, Geschäftsführerin der Rewe-Bio-Eigenmarke "Ja!Natürlich".
Ein Vierer-Pack Manner-Schnitten kostet beispielsweise rund 2,49 Euro, für den gleichen Preis bekommt man aber nur drei Packerl der Vollkorn-Variante. Laut dem Wiener Hersteller Manner liegt das am speziellen Weizenvollkornmehl, das "auch preislich nicht mit herkömmlichen Vollmehlen in der Bäckerei vergleichbar ist". Außerdem komme als Zuckerersatz der pflanzliche Ballaststoff Oligofruktose zum Einsatz, der um ein Vielfaches teurer als Zucker sei.
Aus gesundheitlicher Sicht enthalten Vollkornprodukte mehr B-Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium, Eisen, Selen und Zink und sind durch den relativ hohen Ballaststoffgehalt sättigender als Weißmehlprodukte, sagt Mittl.
"Eiweißbrot" enthält weniger Kohlenhydrate und mehr Fett
Unklar ist vielen Konsumenten außerdem, was im "Eiweißbrot" steckt, das auch als Abendbrot angeboten wird. Meist bestehen diese Produkte zu einem Großteil aus Weizeneiweiß, Sojaschrot, Lupinenmehl und Ölsamen. Aufgrund ihrer Zusammensetzung enthalten sie oft bis zu viermal mehr pflanzliches Eiweiß als die herkömmliche Brotkonkurrenz. Der Kohlenhydratanteil liegt bei rund 7 bis 14 Prozent. Das eiweißreiche Brot soll die Insulinausschüttung am Abend reduzieren, wodurch es für das Ernährungskonzept "Schlank im Schlaf" geeignet ist.
"Auch wenn einzelne Untersuchungen nahelegen, dass eine kohlenhydratarme Kost am Abend beim Abnehmen helfen kann: Eiweißbrot allein kann es mit Sicherheit nicht", sagt Mittl. Eiweißbrote liefern außerdem bis zu zehn Prozent mehr Fett und Kalorien, sind aber gleichzeitig reich an Ballaststoffen. Wer Eiweißbrot kauft, bezahlt dafür einen vergleichsweise hohen Preis: Ein halbes Kilo kostet im Durchschnitt etwa drei Euro, heißt es vom VKI.
Wissen: Vollkorn
Vollkornprodukte müssen mindestens zu 90 Prozent aus Vollkorn-Grundzutaten bestehen.
Vollkornbrot wird aus ganzen Getreidekörnern, Vollkornschrot oder Vollkornmehl, auch Vollmehl genannt, hergestellt. Jedes Getreidekorn besteht aus drei Teilen: der äußeren, ballaststoffreichen Kleie, dem inneren, mikronährstoffreichen Keim und dem stärkehaltigen "Körper" namens Endosperm. Vollkorn heißt, dass alle drei Teile des Korns im Lebensmittel vorhanden sind.