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Ab 1. Mai wird die durchschnittliche EU-Arbeitslosenquote statt bisher 8% einen Prozentpunkt höher liegen. Während Länder wie Slowenien und Tschechien unter dem EU-Durchschnitt liegen, befinden sich etwa die Slowakei und Polen darüber. "Man kann nicht alle 10 Beitrittsländer in einen Topf werfen", betont Hermine Vidovic, Arbeitsmarktexpertin vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW), im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Die durchschnittliche Arbeitslosenrate der 10 Beitrittsländer betrug im Jänner dieses Jahres 14,2% und war damit rund fast doppelt so hoch wie der vergleichbare Wert der EU-15-Länder mit 8%. Die größte Arbeitslosigkeit in den Beitrittsländern verzeichnete Polen mit 19,1%.
Berechnungen des WIIW zu Folge würden 4% an jährlichem Wachstum benötigt, um den derezeitigen Beschäftigungsstand überhaupt halten zu können. Tatsächlich beträgt das Wirtschaftswachstum in Polen etwa 3,3%. "Die Umstrukturierung ist nach wie vor im Gange und es wird weiterhin große Verluste in der Landwirtschaft und in der Industrie geben", kommentiert Vidovic.
Auch die Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen (unter 25 Jahren) war in Polen mit 40,7% am höchsten. "Der demographische Faktor spielt vor allem in Polen eine Rolle", erläutert Vidovic. Zudem seien die Jugendlichen zwar gut ausgebildet, häufig werde diese Ausbildung aber nicht am Arbeitsmarkt nachgefragt. Dieses Problem gibt es laut Vidovic allerdings nicht nur in Polen, sondern generell in den Beitrittsländern.
Zweistellige Arbeitslosenraten weisen außer Polen noch folgende Länder auf: Die Slowakei mit 16,6% und einer Jugendarbeitslosenquote von 30,5%, Litauen mit 11,7% und 25% Jugendarbeitslosigkeit und Lettland mit einer Rate von 10,5% bzw. 17% bei den Jugendlichen.
Ungarn liegt zwar zahlenmäßig mit 5,9% (12,8% Jugendarbeitslosigkeit) im "Spitzenfeld", dafür sei die Beschäftigungsquote mit ca. 56,6% verhältnismäßig gering, gibt Vidovic zu bedenken. Das WIIW prognostiziert für heuer und für 2005 für Ungarn eine Arbeitslosenrate von jeweils 6%.
In Slowenien beträgt die Arbeitslosenquote 6,4% (15,8% Jugendarbeitslosigkeit). Laut WIIW-Prognose wird die Arbeitslosigkeit auf 6,3% im Gesamtjahr 2004 bzw. 6% 2005 sinken. Die tschechische Arbeitslosenrate lag bei 8%. Für 2004 geht das WIIW von 8,2% und für 2005 von einem Rückgang auf 8% aus.
Nach Schätzungen der Arbeitsmarktexpertin werde sich die unterschiedliche Arbeitmarktsituation der Beitrittsländer auch aufgrund des Wirtschaftswachstums mittelfristig entspannen. Polnische Ökonomen etwa sehen geringere Arbeitslosenraten ab dem Jahr 2006.
Die Arbeitslosigkeit in den Beitrittsländern wird keine negativen Auswirkungen auf den westeuropäischen Arbeitsmarkt haben, da - so Vicovic - "die Westeuropäer ohnehin ihre Märkte zugemacht haben". Mit Ausnahme von Irland gibt es in allen EU-15 Ländern Übergangsregelungen.