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Höhere Preise auf allen Regalen

Von Regine Bohrn

Wirtschaft
Besonders im Supermarkt ist die Inflation zu spüren: Der wöchentliche Einkauf ("Miniwarenkorb") verteuerte sich im April um 6,7 Prozent im Jahresabstand. Foto: corbis

Spritpreis war im Jahresabstand um 18 Prozent höher. | Nahrungsmittel verteuerten sich um 3,7 Prozent. | EU-weit liegt die Inflationsrate bei 3,2 Prozent. | Wien. Schlechte Nachrichten für die Konsumenten: Im April stieg die Inflation erneut an und erreichte das Niveau von 3,3 Prozent - nach 3,1 Prozent im März. Besonders zu spüren bekommen haben das die älteren Menschen. Auch nach neuer Gewichtung des Pensionisten-Warenkorbs stiegen ihre Lebenserhaltungskosten stärker als jene der "normalen" Österreicher. Konkret beobachtete die Statistik Austria hier eine Teuerung von 3,4 Prozent.


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Einmal mehr heizte das teure Öl die Inflation an. Der Ausgabenbereich "Verkehr" verteuerte sich im Jahresabstand um 6 Prozent und war damit allein für 0,83 Prozentpunkte der Teuerungsrate verantwortlich. Grund für den starken Anstieg waren die um 18 Prozent höheren Spritpreise. Aber auch Nahrungsmittel heizten die Teuerung an. Ihre Preise erhöhten sich im Jahresabstand im Durchschnitt um 3,7 Prozent.

Besonders stark wirken sich die Lebensmittel beim "Miniwarenkorb"aus, der den wöchentlichen Einkauf darstellt. Dieser verteuerte sich im Vergleich zum April 2010 gleich um 6,7 Prozent. Beim "Mikrowarenkorb", der den täglichen Gang zum Supermarkt repräsentiert und keine Treibstoffe enthält, wurde ein Plus von 4,3 Prozent beobachtet.

Steuererhöhung wirkt sich auf Inflation aus

Im EU-weiten Vergleich liegt Österreich mit einer Teuerung von 3,3 Prozent über dem von Eurostat errechneten Durchschnitt von 3,2 Prozent. Aber auch die Teuerung innerhalb des Euro-Raums, die bei 2,8 Prozent lag, wurde übertroffen.

EU-weit wurde die niedrigste Steigerung wie auch in den Vormonaten in Irland (plus 1,5 Prozent) beobachtet und die höchste in Rumänien (plus 8,4 Prozent). Grund dafür sind laut Josef Baumgartner vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) zum einen die unterschiedliche Gewichtung einzelner Produkte in den verschiedenen Ländern und zum anderen Steuererhöhungen. So wirke sich eine Steuererhöhung ab dem Tag, wo sie eingeführt wurde, für ein Jahr aus. Experten sprechen in diesem Fall von einem Basiseffekt.

Zum Tragen kommen die Steuererhöhungen etwa in Griechenland, Portugal und Rumänien, aber auch in Österreich, wo zu Jahresbeginn die Tabak- und die Mineralölsteuer erhöht wurde und auch die Abgabe für Flugtickets anstieg. In Summe seien in Österreich 40 Prozent der Differenz zur Teuerung im Euro-Raum auf die Erhöhungen von Steuern und Abgaben zurückzuführen, erklärte Baumgartner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".

Während die Inflation im Jahresabstand bei 3,7 Prozent lag, verteuerten sich die Preise im Vergleich zum Vormonat März "nur" um 0,5 Prozent. Von einem Basiseffekt könne man daher nicht sprechen, so Baumgartner. Für Mai erwartet er aufgrund der zuletzt stark gesunkenen Rohölpreise "etwas Entschärfung", gegenüber dem Vorjahr und einen Preisauftrieb, der nach seiner Einschätzung nicht so hoch wie im April sein werde.

Wifo rechnet mit 2,8 Prozent Jahresinflation

"Auf Jahressicht", so der Wirtschaftsforscher, werde die Dynamik aber nachlassen, da zurückgehende Rohölpreise erwartet werden. Zuletzt ging das Wifo von einer Jahresinflation von 2,8 Prozent für 2011 aus.

Den Konsumenten käme ein Rückgang des Anstiegs sehr entgegen: Da die Teuerung im Vorjahr relativ niedrig war und die Lohnabschlüsse daher auch nicht sehr hoch waren, gebe es "jetzt doch deutliche Reallohnverluste", so Baumgartner. Sollte diese Entwicklung länger anhalten, spürt das irgendwann die Wirtschaft, da die Konsumnachfrage sinkt.

Im Moment sieht der Experte aber keine "nachhaltigen Wachstumseinbußen". Selbst wenn die Inflation für ein oder zwei Monate aufgrund von hohen Rohstoffpreisen oder einem Engpass bei Nahrungsmitteln auf zehn Prozent stiege, sei das noch nicht kritisch - vorausgesetzt, die Teuerung pendelt sich danach wieder ein. Anders sehe die Sache hingegen aus, wenn die Inflation ein Jahr oder länger bei fünf Prozent oder mehr liegt.