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Holde und unholde Kunst

Von Reinhold Aumaier

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Paula Wessely ist tot; ihren grandiosen Streifzug durch die Literatur konnten wir uns am Samstag auf 3sat ein weiteres Mal zu Gemüte führen. Die Sprache (der Dichter) wurde Kraft der Sprechkunst zur Musik: "Traumbilder" für die Ohren, das innere Auge, fürs Herz. Den Medien - Bild- und Tonträgern - sei Dank! Am Sonntagmorgen setzten wir das Kunst-volle Wochenende fort. In "Du holde Kunst" wiederholte man zum 75er von Alois Hergout die vor zehn Jahren entstandene Sendung mit Axel Corti a1s Sprecher. Auch hier holte die "große Stimme" das Optimale aus der Lyrik des Altmeisters heraus. Schöne Sätze als literarisches Morgengebet erfreuten den Sinn: "Das Gute sucht nicht den Himmel, bevor es die Erde gepflügt hat", oder: "Immer ist Freude der innigste Trost". Allein die Musik hätte man nachbessern können. Der quäkend-langweilige Jan Garbarek zu Beginn, der öde Herr Glass in der Mitt'n . . .

Wie langweilig, öde, hohl, nichtssagend und sonst noch was pure Tastentigerei am Klavier sein kann, führte uns Arte in der Reihe "Musica" vor Aug und Ohr. Der "Virtuose aus Leidenschaft" - ein gewisser Arcadi Volodos - donnerte theatralisch durch alle(un)möglichen Virtuosenstück'ln der Klavierliteratur. Dabei blieb die Musik, derartig hinter-Liszt-ig angefallen, auf der Strecke.

Zur Erholung und zum höchsten Genuss flüchtete man um 19.30 Uhr mit erzürnten Ohren sozusagen live zu Österreich 1. Dort ließ man sich vom Bach und Beethoven spielenden Till Fellner restlos beglücken: ein ganz junger und bereits ganz großer (Klavier-)Musiker unserer Zeit. Das Wohnzimmer wurde zum Konzertsaal: dem Radio sei 1.000 Dank!