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Hollandes unkonventionelles Sprachrohr

Von Alexander U. Mathé

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Mit dem Sprecher des französischen Präsidenten tritt eine neue Generation Sozialisten ins Rampenlicht.


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Gaspard Gantzer repräsentiert die neue Generation französischer Sozialisten. Der frischgebackene Sprecher von Präsident François Hollande ist jung, cool und vielleicht auch einen Tick unbekümmerter als die alte Garde, steht aber gleichzeitig in der Tradition gediegener politischer Ausbildung. Der Absolvent der Kaderschmiede ENA hat die Haare hochgegelt, ein gewinnendes Lachen und postet auf Facebook für jedermann sichtbar Fotos von seinen letzten Partys. Eines dieser Fotos machte in Frankreich bereits die Runde: Darauf ist der 34-Jährige mit einer - um es zweideutig zu formulieren - selbstgewuzelten Zigarette zu sehen. Darauf angesprochen versicherte Gantzer "keine Ahnung" zu haben, welche Substanz sich in der Zigarette befunden hat. Geschadet hat ihm das nicht. Nicht nur hat Gantzer den Ruf, in seiner Arbeit bedacht und effizient zu sein, er gilt auf dem Gebiet der Kommunikation auch als einer der Besten. Wie gut Gantzer sein muss, kann man allein schon daraus erahnen, dass er, obwohl er stets aufs falsche Pferd setzt, die Karriereleiter stetig steil nach oben fällt. Im Vorfeld der letzten französischen Präsidentschaftswahl war er zuerst in der Kampagne von Dominique Strauss-Kahn aktiv. Als dieser nach einem Skandal aus dem Rennen schied, wechselte er zu Parteichefin Martine Aubry. Die unterlag in den Vorwahlen François Hollande, der schließlich Präsident wurde und ihn nun als sein Sprachrohr engagiert hat. Dabei wäre Gantzer viel lieber Rugby-Spieler geworden. Als Jugendlicher war er nämlich Kapitän seines Rugby-Teams, das später mit der Mannschaft von Stade Français fusionierte, die bis heute eine der besten in Europa ist. Als Student trat er den Sozialisten bei und wurde 2008 Kabinettchef des Pariser Kulturstadtrats Christophe Girard. Schon bald wurde Bürgermeister Bertrand Delanoë höchstpersönlich auf das junge Talent aufmerksam und machte ihn 2010 zum Chef seiner Presseabteilung. In der Pariser Stadtverwaltung lernte er seine Frau kennen, mit der er inzwischen vier Kinder hat. Auch auf Bundesebene wurde man schließlich auf Gantzer aufmerksam. Im Jänner 2013 wurde er Außenamtssprecher. In der alt-ehrwürdigen Institution am Quai d‘Orsay zeigte er sofort mit Unkonventionalität auf. Er rief einen Außenamts-Blog ins Leben auf dem Diplomaten, zumal Botschafter, rund um den Globus die Leser mit interessanten Berichten versorgten. Außenminister Laurent Fabius verhalf er durch sein Händchen für Informationen und Medien zu extensiver Berichterstattung. Auf diese Unkonventionalität und dieses Talent wird Hollande hoffen, der in den Umfragen ziemlich angeschlagen und politisch in Bedrängnis geraten ist. Gleichzeitig sind sich Insider sicher, dass es Gantzer selbst einmal in der Politik weit bringen wird.